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Kommentar zur gescheiterten Einführung von Auf- und Abstieg in der DEL Sicher, das Schiedsgericht hat der DEL Recht geben. Somit könnte man es sich... „Die Drittelpause“: Eishockey stellt sich selbst ins Abseits

Kommentar zur gescheiterten Einführung von Auf- und Abstieg in der DEL

– © by Eishockey-Magazin TV

Sicher, das Schiedsgericht hat der DEL Recht geben. Somit könnte man es sich leicht machen und sagen, ist doch alles in Butter, die DEL und die DEL2 führen eben ein Jahr später den Aufstieg ein. Doch dies würde den Kern nicht treffen. Denn im Grunde geht es doch darum, dass die DEL überhaupt keinen Auf- und Abstieg will und ihn mit juristischen Winkelzügen verhindert. Und dies wird sie auch in den kommenden Jahren tun, bis der Aufstieg ganz vom Tisch ist. Dass die DEL damit eine Sportart sehenden Auges an die Wand fährt, interessiert sie nicht. Den Lippenbekenntnissen der Verantwortlichen der DEL und deren 14-Vereinsvertretern, man wolle doch den Auf- und Abstieg, schenkt inzwischen doch keiner mehr Glauben.

Die Frage ist natürlich, warum sollte überhaupt der Auf- und Abstieg eingeführt werden, wo doch jene Vertreter der 14 DEL-Clubs mit dem jetzigen Status Quo so glücklich sind. Und letztlich geht es ja um die DEL, also die 1. Eishockey-Bundesliga.

Die Wahrheit ist, es sind nicht alle Pucksportfreunde glücklich über diese geschlossene Gesellschaft, weil dem Eishockey damit eines der wichtigsten Elemente des Sportes genommen wird, den Auf- und Abstieg, der in vielen Sportarten häufig genauso spannend ist wie der Kampf um die Meisterschaft.
Das System der DEL mit einer geschlossen Gesellschaft ist aus Nordamerika übernommen. Dort funktioniert es und die Sportfans kennen es in den USA und Kanada nicht anders. In Europa gehört hingegen der Auf- und Abstieg zur Sportkultur und wird von vielen Fans erwartet. Aber diesbezüglich ist die DEL leider beratungsresistent.

Das Grundproblem in der DEL ist, dass die einzelnen DEL-Clubs – und dies seit Jahrzehnten – nicht das Wohl des deutschen Eishockeys im Blick haben, sondern nur ihren eigenen Verein. Und dieses Interesse, koste es was es wolle, verteidigen. Was aus Sicht des einzelnen Vereins logisch ist, aber eben dem Gesamtsport schadet. Ãœber den Tellerrand schaut da niemand. Und so wird die Talfahrt oder zumindest die Stagnation des Eishockeys, was das allgemeine, öffentliche Interesse angeht, weitergehen, denn der „normale“ deutsche Sportzuschauer möchte nun mal den Auf- und Abstieg. So wie er dies von Fußball, Handball, Basketball kennt.

Ein Problem, das Hand in Hand mit der geschlossenen Gesellschaft der DEL geht, ist die Überfremdung in deutschen Eishockey und das Fehlen des deutschen Nachwuchses in der DEL. Auch hier denken die 14 DEL-Clubs nur an sich, nicht aber an die Gesamtsituation des deutschen Eishockeys. Anstatt junge deutsche Spieler einzubauen, werden mittelmäßige Kanadier selbst für die dritte und vierte Sturmreihe verpflichtet. Und ist das Kontingent für Ausländer erschöpft, müssen eben Deutsch-Kanadier ran. Dies führt dazu, dass geschätzt rund 60 bis 70 Prozent der Cracks in der DEL ihr Eishockey-Handwerk mittlerweile nicht mehr in Deutschland gelernt haben. Tendenz steigend, siehe als Vorreiter Bremerhaven oder Iserlohn. Somit fehlt der Anreiz für deutsche Kinder, Eishockey zu spielen, weil eben die Vorbilder fehlen bzw. die Perspektive fehlt, es einmal in die DEL zu schaffen. Der Typus „Eishockeyspieler aus Deutschland“ wird auf lang- oder kurz aussterben bzw. nur noch als Lückenbüßer in der DEL zum Einsatz kommen.

Langfristig wird sich die deutsche Nationalmannschaft daher auch nur schwer in der A-Gruppe halten können und ein Vorstoß in die Top-8-Nation ist utopisch. Der seit Jahren schleichend vorhandene Niedergang der deutschen Juniorennationalmannschaften zeigt dies. Dort ist Deutschland bestenfalls noch eine Fahrstuhlmannshaft.

Nimmt man das Fehlen der Förderung des eignen Nachwuchses, sowie die Verhinderung des Auf-und Abstieges zusammen, entwickelt sich die DEL immer mehr zu einer Zirkusliga, ganz so, wie dies einer der deutschen Eishockey-Größen vor Jahren schon formulierte. Der Egoismus der einzelnen 14 DEL-Standorte verhindert das Wohl des deutschen Eishockeys. In den Pucksport-Hochburgen wie Mannheim oder Köln wird Eishockey immer einen hohen Stellewert haben, aber schaut man auf das flächendeckende Interesse an Eishockey in ganz Deutschland, muss man sagen, Eishockey hat an Popularität stark eingebüßt, findet nur noch in TV-Nischenkanälen und in den Sportrubriken der großen Zeitungen nur unter Sonstiges statt.

Die Hauptschuld daran trägt der Egoismus der DEL-Klubs mit ihren Entscheidungen. Zu nennen sind hier der Verzicht auf Auf- und Abstieg, die Verhinderung von deutschen Spielern in der DEL und einer überdehnten Punktrunde bei der man sich fragen muss, worum spielen die eigentlich in 52 Vorrundenpartien, wenn es in den Play-Offs doch wieder bei null losgeht?

Das Urteil des Schiedsgerichts zum Auf- und Abstieg in der DEL war ein schwarzer Tag für das deutsche Eishockey.
(Gernot Kirch)

Foto: September 2015: Die Tinte ist trocken unter dem hier symbolisch unterzeichneten Vertrag über Auf-und Abstieg zwischen DEL (Gernot Tripcke, rechts) und DEL2 (Rene Rudorisch, links) – © by Eishockey-Magazin TV

Über „Die Drittelpause“: In der sogenannten „Drittelpause“ greifen verschiedene Autoren aktuelle Themen auf und beziehen hier klar persönlich Stellung. Hierbei wird Nebensächliches zur Hauptsache gemacht und umgekehrt. Es wird gerne überspitzt, frech und vielleicht auch manchmal einfach nur „anders“ argumentiert und kommentiert. Mal laut, mal leise, mal mit einem Augenzwinkern und mal mit dem Dampfhammer oder in Satireform. „Die Drittelpause“ ist nicht neutral und ausgeglichen, sie ist die oft persönliche Meinung des Autors / der Autorin und soll Anlass zur Diskussion bieten.

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