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Dieser Wechsel wird im Märkischen Sauerland fast mehr diskutiert, als in der Domstadt. Die Kölner Haie haben als Ersatz für den verletzten Alex Bolduc... „Die Drittelpause“: Jedem seine zweite Chance!
Blair Jones - © by Eh.-Mag. (JB)

Blair Jones – © by Eh.-Mag. (JB)

Dieser Wechsel wird im Märkischen Sauerland fast mehr diskutiert, als in der Domstadt. Die Kölner Haie haben als Ersatz für den verletzten Alex Bolduc Stürmer Blair Jones (30) verpflichtet. Ja, jenen Blair Jones, den man Mitte Januar bei den Iserlohn Roosters nach diversen Disziplinlosigkeiten – auf und neben dem Eis – suspendierte und dessen Vertrag Ende Januar endgültig aufgelöst wurde.

Die Formulierungen in der Pressemitteilung der Haie zur Verpflichtung von Blair Jones scheinen sehr wohl überlegt zu sein. „Nach vielen Gesprächen und ausgiebiger Recherche sind wir von der Verpflichtung überzeugt“, heißt es. Klingt zumindest so, als habe man mit Jones auch die Iserlohner Zeit beleuchtet.

Nicht mehr überzeugt von Blair Jones war Iserlohns Trainer Jari Pasanen am 15. Januar, als bei ihm nach dem Spiel in Krefeld das Fass endgültig übergelaufen war.
„Unser Möchtegern-Superstar macht wieder das Spiel kaputt. Das ist schon das fünfte oder sechste Spiel mit so einer idiotischen Tätlichkeit. Ich kann das nicht mehr sehen. Die restliche Mannschaft kämpft und beißt, aber dann … Ich möchte das sehen auf dem Eis, was er meint was er ist“, so der sonst eher zurückhaltende Iserlohner Trainer damals.

Eine DEL-Karriere ist mit 19 Scorerpunkten in 30 Spielen, sowie bei 129 Strafminuten und einem solchen Zeugnis in der Regel beendet. Wer da nochmal zugreift ist selbst schuld, sollte man meinen.

Ich meine, dass jeder, auch Blair Jones, mindestens eine zweite Chance verdient hat. Seine Eskapaden auf und neben dem Eis in der kurzen Iserlohner Zeit sind bekannt und im Grunde aus Sicht der Roosters auch nicht zu entschuldigen. Ein „Einzeltäter“ war er freilich auch nicht. Dennoch hat auch Blair Jones mit dem Eishockeyspielen nicht erst am Iserlohner Seilersee angefangen. Seine Referenzen aus Nordamerika waren und sind hervorragend. 139 NHL-Spiele kommen nicht von ungefähr. Ãœbelste charakterliche Eigenschaften sagte man ihm in Ãœbersee auch nicht nach. So etwas spricht sich bekanntlich in der Branche auch schnell herum.

In Iserlohn hat es einfach nicht gepasst. Dort hat Jones viel verbrannte Erde im Umfeld und besonders bei seinen Teamkollegen hinterlassen. Trotz allem hat er auch dort zumindest zwischenzeitlich seine insgesamt zu selten gezeigte Klasse aufblitzen lassen. Haie-Manager Mark Mahon und Headcoach Cory Clouston scheint das nicht verborgen geblieben zu sein. Ausraster wie im Iserlohner Trikot kann und wird sich Blair Jones nicht mehr leisten. Ansonsten ist der Traum von noch ein paar schönen Jahren in Europa ruckzuck ausgeträumt.

Und ja, es ist ein wenig „verkehrte Welt“: Sonst nehmen Klubs, wie eben die Roosters, Spieler auf, die bei „großen“ Klubs noch nicht ihr Potenzial abrufen konnten oder irgendein Risiko ins sich schlummern haben. In dieser Saison ist es umgekehrt. Die Haie haben den „Pflegefall“ Blair Jones verpflichtet und können nun zeigen, dass sie auch einen solch schwierigen Charakter integrieren können.

Schon in der Vorbereitung (in Iserlohn) und dann gleich am dritten DEL Spieltag (in Köln) trifft Jones auf sein ehemaliges Team. Es würde mich schon sehr überraschen, wenn er besonders in der dann sicherlich aufgeheizten Stimmung am Seilersee (22.11. und 28.02.) nicht zur Höchstform aufläuft. Das Talent zu einem absoluten DEL-Topspieler hat er definitiv. Nun wird sich zeigen, wie gut er seine zweifelsohne vorhandenen PS in neuem Umfeld aufs Eis bringen kann.
(Michael Krähling)


Über „Die Drittelpause“: In der sogenannten „Drittelpause“ greifen verschiedene Autoren aktuelle Themen auf und beziehen hier klar persönlich Stellung. Hierbei wird Nebensächliches zur Hauptsache gemacht und umgekehrt. Es wird gerne überspitzt, frech und vielleicht auch manchmal einfach nur „anders“ argumentiert und kommentiert. Mal laut, mal leise, mal mit einem Augenzwinkern und mal mit dem Dampfhammer oder in Satireform. „Die Drittelpause“ ist nicht neutral und ausgeglichen, sie ist die oft persönliche Meinung des Autors / der Autorin und soll Anlass zur Diskussion bieten.

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