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Larry Mitchell: „Habe ich in meinen 45 Jahren Eishockey noch nicht gesehen“ Iserlohn. (MK) Nein, Iserlohns Trainer Rob Daum wollte den knappen 4:3 Sieg... Roosters zeigen gegen Ingolstadt Moral, aber Rob Daum ist frustriert

Larry Mitchell: „Habe ich in meinen 45 Jahren Eishockey noch nicht gesehen“

Rob Daum

Rob Daum – © Eh.-Mag. (JB)


Iserlohn. (MK) Nein, Iserlohns Trainer Rob Daum wollte den knappen 4:3 Sieg nach Penaltyschießen seiner Jungs gegen Ingolstadt nicht schöner reden, als er es in Wirklichkeit war. Dementsprechend fand er vor allem für die ersten 52 enttäuschenden Spielminuten sehr kritische Worte. Vor allem das zweite Drittel („unser schlechtestes Drittel unter mir“) gefiel Rob Daum so überhaupt nicht.

Zur Chronologie:
Die Gäste aus der Audistadt erwischten gegen die zuletzt vier Mal am Stück unterlegenen Roosters einen Traumstart ins Spiel. Olver sorgte nach nur 61 Sekunden für den ersten Torjubel der Schanzer. Martinovic glich zwar knapp drei Minuten später mit seinem ersten Saisontor aus, aber Collins stellte in der 9. Minute den alten Abstand zum 1:2 wieder her. Jener Mike Collins, der auch in der 31. Minute die scheinbare Vorentscheidung zum 1:3 erzielte. Die Führung der Bayern hätte eigentlich auch deutlich höher ausfallen können, ja gar müssen. Fast immer einen halben Schritt schneller als der Iserlohner Gegenspieler, aggressiver in den Zweikämpfen und fast immer mit Zug zum Tor, sah auch ERC-Coach Larry Mitchell das beste zweite Drittel unter seiner Regie. Und das setzte sich auch bis weit ins letzte Drittel ähnlich fort. Iserlohns Kapitän Jason Jaspers aber war es, der sein Team aus dem mentalen Wachkoma holte und mit zwei Treffern (53. / 56.) den Spielverlauf auf den Kopf stellte und die Halle wieder wach rüttelte. Fortan lief es im Iserlohner Maschinenraum wieder deutlich besser. Jetzt „schwammen“ die Panther, aber die Entscheidung fiel letztlich erst im Penaltyschießen, in dem Combs gleich mit dem ersten Penalty den Zusatzpunkt für die Roosters sicherte.

Larry Mitchell, Sportdirektor und seit einigen Wochen auch Interimscoach der Panther, sah im Mittelabschnitt das aus seiner Sicht beste Drittel unter seiner Regie. Allerdings fand er auch nur schwer Worte für die letzten Minuten. „Im letzten Drittel sind Dinge passiert, die ich in meinen 45 Jahren im Eishockey nicht gesehen habe“, so ein enttäuschter Larry Mitchell. Nichts Neues konnte er zum Stand im Fall des abwanderungswilligen Brandon Buck sagen. Hier scheint sich aber eine Entscheidung dem Vernehmen nach anzubahnen. Gerüchteweise gibt es Interesse aus der Schweiz am Stürmer. Zumindest in den ersten beiden Dritteln wirkten die Schanzer auch ohne ihren „Superstar“ hochmotiviert, ja geradezu befreit.

Iserlohns Fans feierten die zwei glücklichen Punkte wie einen Dreier. Dem Spielverlauf nach waren es auf jeden Fall zwei gewonnene Punkte. Über weite Strecken des Spiels war deutlich zu erkennen, dass die Roosters nach den vier Niederlagen zuvor mental angeschlagen waren. So mancher Trainer hätte diesen 4:3 Erfolg nach 1:3 Rückstand deutlich positiver bewertet und von einer tollen Moral gesprochen. Daum machte aber genau das nicht. „Wir haben es heute eigentlich nicht verdient zu gewinnen. Es war ein Wunder, dass es nach zwei Dritteln nur 3:1 für Ingolstadt stand. Es hätte auch 6:1 oder 7:1 stehen können. Wir nehmen die Punkte gerne mit, aber wenn wir so weiter spielen, dann haben wir gegen andere Teams keine Chance. Es ist frustrierend. Man arbeitet die ganze Woche so hart, erwartet viel und wird dann im Spiel enttäuscht“, so ein sichtlich gefrusteter Rob Daum nach der Pressekonferenz.

Rob Daum gilt in der Szene als Perfektionist. In Österreich nannte man ihn auch respektvoll „Professor“. Dabei versteht es der sympathische Kanadier auch unangenehme Entscheidungen gut zu moderieren. Nach den ersten erfolgreichen Wochen unter seiner Regie schien vieles besser zu greifen, als zunächst zu erwarten war. Die jüngsten Niederlagen haben scheinbar viele „Baustellen“ (Powerplay, Defensivverhalten) wieder aufgedeckt, die man schon glaubte abgearbeitet zu haben. Rob Daum ist sicherlich ehrgeizig genug, um auch aus dieser Mannschaft das bestmögliche heraus zu kitzeln. Die jüngsten Zwischentöne werfen allerdings Fragen auf. Passen der Perfektionist Daum und die mit sehr bescheidenen Mitteln arbeitenden Roosters auf Dauer zusammen? Oder klafft zwischen den Ansprüchen, die Rob Daum an sich selbst, sein Team, sowie seinen Klub stellt und dem, was die Roosters bieten können eine zu große Lücke? Die Qualität des einen oder anderen Spielers hat Rob Daum schon hier und da leise angezweifelt, ohne den entsprechenden Akteur öffentlich zu nennen. In jedem Fall wird es interessant zu beobachten sein, wie sich die weitere Zusammenarbeit entwickelt und ob es auch über die laufende Saison hinaus zwischen dem Perfektionisten Rob Daum und den Roosters noch genug Schnittmengen gibt? Leise Zweifel sind nicht völlig von der Hand zu weisen.

Neben dem zweifachen Torschützen Jason Jaspers, war es am Freitagabend vor allem auch Torhüter Sebastian Dahm zu verdanken, dass man am Ende doch noch zwei Zähler verbuchen durfte. Dänemarks Nationalgoalie wurde übrigens von einer Fan-Abordnung aus Graz, wo er bis zum Frühling die Pucks fing, unterstützt.

Jason Jaspers

IEC Kapitän Jason Jaspers – © by Eh.-Mag. (JB)

Viel Zeit bleibt den Roosters nicht das Spiel aufzuarbeiten. Schon am Samstag bricht der Tross in Richtung Schwarzwald auf, wo am Sonntag das nächste schwere Match bei den in dieser Saison sehr starken Schwenninger Wild Wings ansteht. Verteidiger Alexander Bonsaksen wird dann wohl noch nicht zum Einsatz kommen. Er erhält in diesen Tagen nach seinem erfolgreich operierten Kieferbruch einen Spezialhelm. Rob Daum erachtet es als sinnvoll, wenn der Norweger sich daran noch ein wenig besser gewöhnen kann. Der Perfektionist überlässt eben nichts dem Zufall. Offen ist auch die Frage, wer am Sonntag zusehen muss. Am Freitag hatte erstmals Chad Bassen der Bannstrahl des Trainers getroffen. Erstes Bully ist am Sonntag um 14:00 Uhr.

Die Terminhatz geht für die Roosters danach mit den beiden Heimspielen gegen Bremerhaven am Mittwoch und gegen Wolfsburg am kommenden Freitag weiter.

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