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Mannheim (GK). Die Mannheimer Adler hatten für die Spielzeit 2012/13 kein exaktes Saisonziel formuliert, aber wenn dies auch keiner so recht zugeben wollte, nachdem...

Logo der Adler MannheimMannheim (GK). Die Mannheimer Adler hatten für die Spielzeit 2012/13 kein exaktes Saisonziel formuliert, aber wenn dies auch keiner so recht zugeben wollte, nachdem man in der Saison davor Vizemeister war, sollte nun der ganze Wurf gelingen und man Meister werden. Zumal die Mannschaft kaum verändert war, punktuelle, so glaubte man zumindest, sogar verstärkt wurde.

Und das Kuriose daran, bis zum 20. März, also dem Beginn der Play-Off-Viertelfinalserie gegen Wolfsburg lief alles wunschgemäß. Ja sogar die erste Partie sollte nur ein Aufgalopp zum Halbfinale und Finale sein. Und bis zur 55. Minute schien der Plan aufzugehen, denn die Adler führten mit 2:0 Toren. Was dann passierte war ein Desaster, denn Wolfsburg drehte das Match, gewann schließlich die Serie und Mannheim schied sang- und klanglos mit 2:4 Spielen gegen den Tabellenzehnten aus.

Was folgte war Fassungslosigkeit, Unverständnis, Frust, Wut und die Suche nach Schuldigen und Gründen. Doch was wie ein Absturz ins Bodenlose oder ein plötzliche Formschwäche aussah, war es nur zum Teil. Sicher, die Adler spielten extrem schwache Play-Offs, doch die Alarmsignale oder Vorboten, das nicht alles rund lief, waren in der Punktrunde schon präsent. Denn der Aufwand den die Adler seit Januar betrieben, um Tore zu schießen, stimmten schon lange nicht mehr mit dem Ertrag, also den Resultaten überein. Und auch die Offensivschwäche der Verteidiger war längst kein Geheimnis mehr in der Liga.

Fangen wir mit der European Trophy an. Sie war ein einzige Enttäuschung, von acht Matches im Rahmen der Vorbereitung konnten nur drei gewonnen werden und eines davon auch nur in Verlängerung. Es herrschte Unsicherheit bei den Adlern, doch dann kam die DEL-Punktrunde. Und die Adler kamen gut aus den Startlöchern, gewannen am ersten Spieltag beim Mitfavoriten Ingolstadt mit 2:1 und fertigten am zweiten die Eisbären mit 6:1 ab. Von da an marschierten die Adler mehr oder weniger und setzten sich nahezu von Beginn an in der Spitzengruppe der Tabelle fest.

Ab Ende September sollt dann ein Faktor hinzukommen bzw. die Mannheimer begünstigen, wie sonst vielleicht nur die Münchner. Und dies war der Lockout, der Streik in Nordamerika. So stieß zunächst Ende September Dennis Seidenberg und Anfang Oktober Marcel Goc zum Team. Mit Beginn des Dezembers verstärkten dann noch Jochen Hecht und Jason Pominville die Adler. In jenen drei Wochen, in denen die NHL-Legionäre das Trikot der Adler trugen, spielten sie bzw. das Team Spitzeneishockey vom andern Stern. Gerade der neue Traumsturm mit Pominville, Hecht und Goc zauberte, was das Zeug hielt. Unvergessen dabei jene Gala-Vorstellung beim 6:2 Sieg über Krefeld Ende Dezember, als die Mannheimer nach 15 Minuten bereits mit 5:0 führten.

Doch mit der Beendigung des Lockouts zu Beginn des Januars, verschwanden alle vier NHL-Legionäre wieder über den Teich und die Mannheimer mussten sehen, wie sie ohne die „Vier Musketiere“ zurecht kamen. Gerade passend war da die Rückkehr der beiden Langzeitverletzten Ken Magowan und Christoph Ullmann. Angemerkt sei hier, dass die Adler in der Spielzeit 2012/13 unter so vielen Spielerausfällen aufgrund von Verletzungen zu leiden hatten, wie noch in keiner Saison zuvor.

Ken Magowan fiel in dieser Saison längere Zeit aus - © by Eishockey-Magazin (GK)

Ken Magowan fiel in dieser Saison längere Zeit aus – © by Eishockey-Magazin (GK)

Nach der Rückkehr von Ullmann und Magowan schien aber alles weiterzulaufen, wie bisher, denn die Adler siegten. Doch wenn man ehrlich ist, die Adler vermochten nur mehr selten an jene Galaauftritte des Jahres 2012 anzuknüpfen. Im offensichtlicher wurde dabei, dass die Tormaschine ins Stocken geraten ist. Der Aufwand, den die Stürmer betrieben und der Ertrag, also die Tore, die dabei raussprangen, stimmten nicht mehr. Die Adler waren oft drückend überlegen, ohne dies in Treffer ummünzen zu können. In der Endphase der Punktrunde schien aufgrund dieser Abschlussschwäche der erste Tabellenplatz an die Haie verloren, doch landete man letztlich Punktgleich vor Köln auf Platz 1.

Noch zwei Tatsachen sollten allerdings im Hinblick auf die reguläre Saison zu denken geben, die Adler wurden zwar Punktrundenerster, aber gegen die großen Teams aus Berlin und Köln hatte man kein positive Bilanz. So verlor man jeweils dreimal gegen Köln und Berlin und konnte gegen diese Teams nur jeweils einmal gewinnen. Ein Indiz dafür, dass die Adler bei großen und wichtigen Spielen nicht unbedingt präsent waren und dominierten. Neben der Abschlussschwäche fiel dabei die mentale Schwäche auf.

Als Fazit bleibt festzuhalten, die Formkurve der Adler ging seit Januar leicht, aber stetig bergab und Mannheim spielte eine gute, ja, erfolgreiche Punktrunde, aber ein Wunderteam war es nicht. Und trotz des ersten Tabellenplatzes war man keineswegs stärker als Köln, Ingolstadt, Berlin, Hamburg, Krefeld oder die wiederstarkten Grizzlys.

Play-Offs: Nach einer alles in allem zufrieden oder gar starken Punktrunde, folgte allerdings der erste große Fehler, man sprach schon über das Halbfinale oder gar das Finale, und dass man mit dem Titel dran wäre, aber Wolfsburg nahm niemand so richtig ernst. Dabei hätten alle Alarmglocken schrillen sollen, denn die Grizzlys waren das drittstärkste Team der Rückrunde, also aller Spiele ab Januar. Zudem waren fast alle verletzten Cracks wieder fit, die die Niedersachsen zu Beginn der Saison zurückgeworfen hatten. Schließlich begannen die Play-Offs und es schien alles wunschgemäß zu laufen. Zwar spielten die Adler in Match 1 nicht unbedingt überragend, aber sie lagen bis fünf Minuten vor Schluss mit 2:0 in Führung. Dann passierte der zweite Kardinalfehler, Frank Mauer und Doug Janik wanderten kurz hintereinander auf die Strafbank und Wolfsburgs Coach Pavel Gross setzte alles auf eine Karte und nahm seinen Torhüter zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Was folgte ist bekannt, zunächst der 1:2 Anschlusstreffer, dann gelnag Wolfsburg gegen nun konfuse Adler der 2:2 Ausgleich und in der Verlängerung der Siegtreffer. Zwar siegten die Adler im zweiten Spiel in Wolfsburg nach über 105 effektiven Spielminuten und nahezu sechs Dritteln, doch irgendwie hatte man das Gefühl die Blau-Weiß-Roten sind immer noch nicht in der Serie angekommen. Was sich bewahrheiten sollte, denn die Grizzlys siegten in den Partien 3 und 4 und hatten dann drei Matchbälle. Richtig wach wurden die Mannheimer erst in Partie fünf, die sie gewannen und in Partie 6, die jedoch Wolfsburg gewann und Mannheim in die Sommerpause schickte.

Es wird seitdem viel gerätselt, wie so etwas passieren konnte, genauso übrigens wie im vergangen Jahr, als Mannheim schon so gut wie Deutscher Meister war, in Spiel 4 mit 5:2 führte und dann in den letzten 14 Spielminuten doch noch gegen die Eisbären verlor. Und wie vor einem Jahr, so waren es auch diesmal die Nerven oder sollte man sagen, die Psyche. Wobei es neben dieser mentalen Schwäche natürlich noch weitere Gründe für das Ausscheiden gegen Wolfsburg gab. Hier noch mal die Aspekte im Kurzdurchlauf: Die Über- und Unterzahl stimmt überhaupt nicht. Während Wolfsburg fünf Treffer in numerischer Überzahl gelang, konnte Mannheim nur zweimal Jubel. Und dies obwohl Mannheim viel häufiger im Power-Play war, gegen Wolfsburg wurden 82 Minuten verhängt, gegen Mannheim nur 58 Strafminuten.

Hinzu kam, die Mannheimer Big Boys waren alle meilenweit von ihre Form entfernt. Magowan, Ullmann, Glumac, Mitchell, MacDonald, Lehoux. Sie alle trafen nicht oder zu selten und schlimmer noch, von ihrer Rolle als Leitwölfe und Führungsspieler war nichts zu sehen. Nur Frank Mauer und Matthias Plachta überzeugten.

Und wie bereits in der Endphase der Punktrunde stimmten der Aufwand, den die Stürmer betrieben, nicht mit der Torausbeute überein. Um dies zu belegen, hier die Torschussstatistik der Play-Offs gegen Wolfsburg. In jeder Partie feuerten die Adler mehr Schüsse aufs Grizzly-Gehäuse ab als umgekehrt. Und doch siegte Wolfsburg viermal, die Adler nur zweimal. Dies ist dann nicht mehr nur Scheibenglück bzw. -pech, sondern dies hat etwas mit Effizienz zu tun. So gaben die Adler im ersten Match 43 Schüsse aufs Grizzly-Tor ab, die Wolfsburger kamen nur auf 33 Schüsse; in Spiel zwei war das Verhältnis 47:44 zugunsten der Mannheimer, in Spiel drei lautetet es 36:28, in Partie vier 27:25, in Spiel fünf 40:34 und in Spiel sechs 39:30. Macht insgesamt 232 Torschüsse von Mannheim und nur 194 für Wolfsburg. Schaut man auf die verwandelte Schüsse, sieht schon ganz anders aus, da traf Wolfburg 15 Mal, die Mannheimer nur 11 Mal. Zu erwähnen noch, dass die Adler in den Spielen drei und vier überhaupt keine Tore schossen.

Dazu kam eine Abwehr, aus der zu wenig konstruktive Impulse für die Offensive kamen. Es stellte sich Fehler heraus, nur auf Allrounder bzw. Zerstörer gesetzt zu haben und keinen Mann mit harten Schuss und keinen Spielmachertyp zu besitzen, der gerade in Überzahl die Fäden ziehen und ein Match gestalten kann. Hinzu kommt, die Hintermannschaft steht zwar normal sehr stabil, leistete sich aber in schöner Regelmäßigkeit Leichtsinnfehler. Und diese wurden von eiskalten Play-Off-Spielern im Wolfsburger Dress ausgenutzt.

Starke Playoffs: Florian Kettemer - © by Eishockey-Magazin (OM)

Starke Playoffs: Florian Kettemer – © by Eishockey-Magazin (OM)

Der stärkste Verteidiger war in Play-Offs übrigens Florian Kettemer, den Coach Kreis zu Saisonbeginn gar auf die Tribüne verbannt hatte.

Torwart Dennis Endras hielt stark, ihn trifft kein Schuld.

In die Schusslinie geraten ist auch Trainer Harry Kreis und sein Assistent Mike Schmidt. Beiden wird vorgeworfen, die Mannschaft nicht richtig motiviert zu haben und zu lange am starren System der Adler festgehalten zu haben. Es wurde vermisst, dass etwa die Reihen umgestellt wurden oder andere Ãœberraschungsmomente eingebaut wurden. Bei jedem Match gegen die Grizzlys agierten die Adler ziemlich identisch.

Bleibt noch die Frage nach dem Management? Sicher, man kann nur „das“ kaufen, was der Markt hergibt bzw. was man bezahlen will und kann. Doch gerade in der Abwehr fällt auf, dass nahezu alle Verteidiger ein Typus sind, Allrounder mit eindeutigen Stärken im defensiven Bereich. Hier stellt sich die Frage, ist dies niemand aufgefallen? Merkte niemand im Vorfeld, dass ein Blueliner mit hartem Schuss und ein Quarterback, der klug Pässe verteilen kann, fehlen? Oder war es letztlich nur ein Frage des Geldes, das man nicht hat? Hierbei ist es die alte Frage, wäre es nicht klüger wäre, nur fünf Ausländer zu holen, aber diese mit Qualität anstatt zehn Mitläufer. Sicher, Spitzenleute sind teuer, aber wer ein Spitzenteam zusammenstellen will, wird letztlich an Spitzespielern nicht vorbeikommen. Und die haben nun mal ihren Preis. Die Wahrscheinlichkeit irgendwo zufällig einen genialen Spieler zu entdecken, der dann ganz groß rauskommt, ist eher gering.

Spötter sagten bezüglich der Kontingentspieler bei den Mannheimern denn auch, hätte man aus dem Adler-Kader in den Play-Offs fünf Ausländer aussortiert und diese durch talentierte Nachwuchscracks ersetzt, es wäre kaum aufgefallen.

Doch auch dies sollte man erwähnen. Die Play-Offs leben nun mal von diesen Überraschungen, dass Top-Clubs wie Mannheim rausfliegen. Sonst bräuchte man sie nicht zu spielen. Es ist der Reiz, dass der vermeintlich Schwache den Starken ausschaltet. Das lieben wir alle so. Nur ist es natürlich dann dumm, wenn es das eigene Team trifft. Und ein Underdog wie Wolfsburg zerreißt sich nun mal gegen einen Top-Club. Solch ein Team wie Wolfsburg will nur einen Großen rauswerfen und ins Halbfinale, was dann kommt, ist ihnen ziemlich egal, denn man hat ja bereits mehr als die Pflicht erledigt und ein riesiges Erfolgserlebnis zu feiern.

Und eine Play-Off-Serie ist gepflastert mit Enttäuschungen. Denn mit fast genauso hohen Erwartungen wie Mannheim waren etwa Ingolstadt oder Nürnberg in die Saison bzw. die Play-Offs gestartet. Und beide sind ebenso sang- und klanglos ausgeschieden wie die Adler.

Positive Aspekte: Ja, sie gab es auch in Mannheim. Zu nennen ist hier zunächst die in dieser Spielzeit erfolgte Integration von jungen, hungrigen Cracks aus dem eigenen Nachwuchs. So schaffte es Verteidiger Dominik Bittner auf Anhieb einen Stammplatz zu erobern. Nicht ganz so erfolgreich, aber auch sehr stark war Stürmer Mirko Höfflin. Auch er brachte es auf viele Einsätze im Laufe der DEL-Saison.

Auch die stärksten Spieler in den Play-Offs waren meist Eigengewächse. Zu nennen sind hier Frank Mauer, Matthais Plachta und Verteidiger Florian Kettemer, wobei letztgenannter aus Kaufbaueren stammt.

Fazit: Mannheim hat in den Play-Offs versagt, die Mannschaft oder exakter, viele Spieler hatten nicht die mentale Stärke, die es braucht, um Champion zu werden. Aber betrachtet man die Entwicklung der Adler in den vergangenen zwei Jahren, muss man sagen, die Richtung stimmt. Im letzten Jahr war man Vizemeister und in diesem Jahr Punktrundenerster. Erfolge, die zwar jeweils einen bitteren Nachgeschmack haben, weil der ganz große Wurf, die Meisterschaft, nicht gelungen ist, aber Mannheim gehört zu den Top-Teams der Liga. Und dies nicht nur sportlich, sondern auch von den Zuschauern her. So lag Mannheim sowohl in Punktrunde wie Play-Offs – nimmt man den Durchschnitt – jeweils auf Rang drei hinter Berlin und Köln. In der Saison passierten im Schnitt 10.796 Besucher die Tore zur SAP-Arena, in den Play-Offs waren es 12.246

Spengler Cup: Abschließend noch ein Wort zu dem Traditions-Turnier in der Schweiz. Die Frage muss hier lauten, was bringt es? Die Antwort ist: Eigentlich nichts, ja, es schwächte sogar die Mannschaft. Denn durch die Teilnahme vom 26. bis 29. Dezember mussten die Adler einige Begegnungen vorziehen, andere später austragen und dies von einem ohnehin durch Verletzungen geplagten Team. Zwar gab es einen Sieg gegen Team Canada, doch es folgten zwei Niederlagen gegen Davos und Fribourg. Kritisch zu hinterfragen ist hier der Sinn des Turniers. Denn es scheint nicht darum zu gehen, dass sich gleichstarke Mannschaften messen und einen Sieger ermitteln, sondern die Schweizer wollen ihre Teams siegen sehen und verstärken sie daher geschickt. Deutsche Clubs scheinen hingegen nur als Verlierer gebraucht zu werden, damit die Schweizer Eishockey-Seele in Ordnung ist, und dies scheint sie, wenn gegen Deutschland gewonnen wird. Daher sollte Mannheim lieber auf den Spengler Cup verzichten und sich voll und ganz auf die Meisterschaft konzentrieren. Zumal um die Weihnachtszeit die DEL-Partien in der SAP-Arena ebenfalls gut besucht wären; ganz im Gegensatz zu vorgezogen Partien an einem Dienstag.

Dennis Endras  - © by ISPFD (sportfotocenter.de)

Dennis Endras – © by ISPFD (sportfotocenter.de)

Einzelkritik:

Torhüter:

Dennis Endras: Er trat in die großen Fußstapfen von Fred Brathwaite. Keine leichte Aufgabe. Während der Punktrunde war er auch nicht so konstant und stark wie sein Vorgänger. In den Play-Offs aber hellwach und bärenstark. Ihm haben es die Adler zu verdanken, dass die Spiel meist sehr eng ausgingen.

Felix Brückmann: Stand in dieser Saison häufiger im Kasten als letztes Jahr. Steigert sich nochmals, ist eigentlich schon weit mehr als eine Nummer zwei. Die Frage wird sein, wie lange bleibt er in Mannheim hinter Endras und wann geht er.

Verteidiger:

Denis Reul: Es war nicht seine Spielzeit. Fiel häufig wegen Verletzungen aus, fand nie den Rhythmus. Kein Steigerung zum Vorjahr. Er fährt nur noch selten seine krachenden Checks, hat dadurch an Effektivität eingebüßt. Ist eher ein klassischer „Zerstörer“. Der Spielaufbau und Schlagschüsse sind nichts ein Ding.

Nikolai Goc: Spielt solide seinen Part als defensiver Mann. Insgesamt nicht so stark wie im Vorjahr. Im Spiel nach vorne könnte mehr kommen.

Corey Mapes: Der 19-jährige Jungadler wurde nach starker European Trophy leider nicht im DEL-Team eingesetzt, sondern nach Heilbronn abgegeben.

Dominik Bittner: Er ist wohl einer der Senkrechtstarker der Saison. Erkämpfte sich sofort einen Stammplatz. Überzeugte durch Härte und räumte hinten auf. Wird wohl ein ganz „Großer“.

Steven Wagner: Spielte nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Keine Steigerung gegenüber demVorjahr. Wobei die Erwartungen an ihn auch falsche waren. Er sollte als offensiv starker Verteidiger agieren und das Spiel ankurbeln. Das kann er nicht, damit ist er überfordert. In der Defensive hingen effektiv und stark. Dies sollte zukünftig wieder seine Aufgabe sein.

Jame Sifers: Er ist ein absolut starker Abräumer vor dem eigenen Kasten. Einer der stärksten Adler-Verteidiger. Die Offensive ist hingegen nicht seine Sache. Bringt hier wenig.

Florian Kettemer: Begann schwach, wurde von Coach Harold Kreis gar auf die Tribüne verbannt. Kämpft sich aber zurück und war in den Play-Offs stärkster Adler-Verteidiger. Kann auch in der Angriff was, spielt gut Pässe und geht selbst mit nach vorne, ohne dabei leichtsinnig zu sein und seine Defensivaufgaben zu vergessen. Sein Vertag wurde verlängert.

Shawn Belle  - © by Eishockey-Magazin (GK)

Shawn Belle – © by Eishockey-Magazin (GK)

Shawn Belle: Durch seine Körpergröße kann er konsequent vor dem Kasten aufräumen. Doch richtig überzeugen konnte er nicht. Setzte zwar häufig zu Sturmläufen an, doch fehlt hier die Effizienz. Seine Zukunft in Mannheim ist ungewiss.

Doug Janik: Insgesamt hat man von ihm mehr erwartet. Spielte zwar hart und phasenweise stark, doch unterliefen ihm viele Leichtsinnfehler, wirkte teilweise unkonzentriert. Kassiert zudem zu viele überflüssige Strafzeiten. Muss die Adler verlassen. Wobei es falsch wäre, die Offensivmisere der Verteidiger nur an ihm festzumachen. Aber nach den verpatzten Play-Offs mussten auch Konsequenzen gezogen werden, somit traf es ihn. Irgendwie auch ein Bauernopfer.

Dennis Seidenberg: Die Erwartungen an den NHL-Star waren riesig, zunächst konnte er sie nicht erfüllen. Was auch daran lag, dass die Fans eine schussgewaltigen und offensivstarken Abwehrhünen erwarteten. Doch Dennis Seidenberg hat seine Stärken zuallererst in der Defensive. Steigerte sich aber und war in der Abschlussstatistik punktbester Verteidiger, obwohl er „nur“ 26 Matches für die Adler bestritt. Insgesamt kam er auf 20 Skorerpunkte, davon 2 Tore und 18 Vorlagen.

Stürmer:

Mike Glumac: Über ihn etwas zu sagen, fällt schwer. Denn mit 20 Toren in der reguläreren Saison war er zusammen mit Yanick Lehoux Torjäger Nr. 1 der Adler. In der Skorerwertung der Adler mit 31 Punkten immerhin auf Rang drei. Dass er läuferische Defizite hat ist bekannt, aber er geht dorthin, wo es weh tut und versucht dem gegnerischen Torwart die Sicht zu nehmen. In den Play-Offs war er aber ein Totalausfall. Von ihm war nichts zu sehen, er tauchte komplett ab. Will man es hart formulieren, muss man sagen, tendeziell eher ein Schönwetterspieler, der Tore erzielt wenn man sie nicht unbedingt braucht. War auch schon letzte Saison in den Play-Offs nicht besonders gut und effektiv. Seine Zukunft ist ungewiss.

Yanick Lehoux: Spielte ein starke Punktrunde und war mit 20 Toren und 37 Vorlagen, also 57 Punkten Top-Skorer der Adler. In der DEL-Wertung auf Rang zwei. Allerdings ist er der Inbegriff einer launischen Diva. Läuft es gut, kann er Spiele alleine entscheiden (was er getan hat), läuft es hingegen schlecht bei ihm, verschwindet er in der Versenkung. In den Play-Offs ein Totalausfall. Liebt das kreative Angriffspiel, nicht die Dreckarbeit in der Abwehr. Hat hier große Schwächen, was der Knackpunkt ist, warum er kein ganz großer Crack ist. Er ist einfach zu unbeständig. Insgesamt aber wertvoll für die Adler, ein Kreativspieler, sein Vertrag wurde verlängert.

Ronny Arendt: Seine ganz große Zeit ist vorbei. Doch ist er ein großer Kämpfer im Adler-Team und man weiß, was man an ihm hat. Er spielt nicht Eishockey, sondern er arbeitet es. Er ist der klassische Indianer. Sein Vertag wurde verlängert.

Yannic Seidenberg: Überzeugt durch Kampf und Einsatzwillen. Ist ein ständiger Unruheherd. Doch mangelte es an der Effizienz und Kaltschnäuzigkeit. Wechselt nach München.

Marcus Kink: Der Kapitän ist eine Kampfmaschine und ganz wichtige Stütze und Persönlichkeit im Team. Auch außerhalb des Eises ein Vorbild. Dass er Lauf- und Dreckarbeit für die Mannschaft macht ist bekannt, konnte sich in der regulären Saison auch spielerisch und von der Torgefährlichkeit enorm steigern, erzielte 20 Punkte, davon elf Tore. Agierte in den Play-Offs aber schwach.

Frank Mauer: Hat in dieser Spielzeit den Sprung vom ewigen Talent zum Torjäger vollzogen. Erzielte 12 Tore und gab 15 Vorlagen. Die Dreckarbeit ist nichts ein Ding, doch hat er gelernt, auch diese zu verrichten. In den Play-Offs der stärkster Adler. Hier zeigte er auch Persönlichkeit, redete Klartext als andere schwiegen und versuchte das Team zu motivieren und anzutreiben. Gab nie auf. Verlängerte für zwei Jahre.

Matthias Plachta hat sich seinen Platz erkämpft  - © by ISPFD (sportfotocenter.de)

Matthias Plachta hat sich seinen Platz erkämpft – © by ISPFD (sportfotocenter.de)

Matthais Plachta: Hat sich auf gutem Niveau stabilisiert. Blüht an der Seite von Yanick Lehoux und Frank Mauer richtig auf. War in den Play-Offs zweitbester Adler-Stürmer. Er wird den Mannheimern noch viel Freude machen, wenn er einen Tick kaltschnäuziger wird.

Marc El-Sayed: Er blieb in der Entwicklung stehen. Ist Kämpfer und Defensivstürmer, aber in der Offensive geht von ihm so gut wie keine Gefahr aus. Sein Vertag wurde verlängert, obwohl er nicht unumstritten war.

Christoph Ullmann: Ein alles in allem sehr enttäuschende Saison für den Nationalstürmer. Fand zu Beginn der Punkrunde seine Form nicht, fiel dann mit einer Verletzung lange aus. Nach seiner Rückkehr ins Team im Januar zunächst stark verbessert, um in den Play-Offs wieder komplett abzutauchen.

Craig MacDonald: Kämpft viel, ist ein guter Bully-Spieler und gehört zur Gruppe der Indianer. Als Stürmer allerdings zu wenig Tore. Sein Vertrag wurde nicht verlängert, wohl auch deswegen weil mit 36 Jahren seine große Zeit vorbei ist.

Adam Mitchell: Für ihn gilt der Satz, er war stets bemüht, aber es gelang ihm in dieser Spielzeit zu wenig. Ihm fehlten natürlich auch seine Nebenleute Ullmann und Magowan, die lange verletzt waren. Insgesamt stimmt die Torausbeute mit neun Treffern nicht, wobei er immerhin 33 Vorlagen gab und zweitbester Adler-Skorer in der Punktrunde war. In den Play-Offs ein Totalausfall. Muss die Adler verlassen. Wobei auch für ihn gilt, er ist wohl eine Art Bauernopfer, der für schwache Play-Offs den Kopf hinhalten musste.

Ken Magowan: Auch ein Pechvogel der Saison. Verletzte sich früh, war lange verletzt und kam erst im Januar zurück. Spielte dann ein sehr gute Punktrunde. Aber auch er in den Play-Offs schwach, dennoch einer der stärksten und konstantesten Torjäger. Und besonders, er ist kein Schönwetterspieler, sondern geht dorthin wo es weh tut, vor den Kasten des Gegners. Er bleibt den Adler zum Glück erhalten.

Jochen Hecht: Absolvierte nur sechs Matches für die Adler, erzielte dabei fünf Tore und gab acht Vorlagen. Mehr muss man eigentlich nicht sagen. Er ließ die ganze Klasse aufblitzen und ergattert so – zum Leidwesen der Adler – einen NHL-Vertrag. Kehrt aber in der Saison 2013/14 zurück. Ein echter Glücksgriff.

Jubelpose bei Jason Pominville - © by Eishockey-Magazin (GK)

Jubelpose bei Jason Pominville – © by Eishockey-Magazin (GK)

Jason Pominville: Für ihn gilt fast gleiches wie für Hecht. Pominville absolvierte sieben Matches erzielte fünf Tore und gab sieben Vorlagen. Seine Genialität und individuelle Klasse blitzte regelmäßig auf. Ein echter Superstar. Seine Vorzüge: Agiert schnörkellos und direkt; handelt rasch, ehe die Situation vorbei ist und liest das gegnerische Spiel, weiß daher wohin er zu gehen hat. Leute wie er gaben dem Eishockey den Glanz, der in der DEL leider ansonsten fehlt.

Marcel Goc: 18 Spiele mit vier Toren und 15 Vorlagen. War leider mehrmals verletzt. Bildet mit Hecht und Pominville einen Traumsturm, wie ihn die Adler noch nie hatten und wohl auch nie mehr haben werden.

Alex Foster: Wurde als Ergänzungsspieler zu Beginn des Jahres aus der Tschechei verpflichtet. Überzeugte nie, war ein überflüssige Verpflichtung. Anstatt ihn einzukaufen, hätte man lieber Nachwuchscracks die Chance zu Eiszeiten geben sollen. Hier zeigt sich, dass Panikkäufe während der Saison sich nur selten auszahlen.

Mirko Höfflin: Kam aus der kanadischen Juniorenliga zu den Adler. Spielte ein tolle erste DEL-Saison. Kam in 35 DEL-Matches immerhin auf drei Tore und vier Vorlagen. Wird seinen Weg gehen. Einer der stärksten Nachwuchscracks der letzten Jahre, der es auf Anhieb ins DEL-Team schaffte.

Ausblick: Die Ratlosigkeit war den Verantwortlichen nach dem raschen Aus im Play-Off-Viertelfinale anzusehen. Es herrschte Schockstarre. Zeitweise war zu befürchten, dass mehr als die halbe Mannschaft gehen muss. Dann aber besann man sich. Wobei die Schwierigkeit der Analyse darin bestand, dass man die Mannschaft während zwei völlig unterschiedlichen Phasen betrachten musste, hier die Punktrunde, dort die Play-Offs. Ginge es nur nach den Play-Offs müssten sicherlich 70 Prozent der Cracks ihren Hut nehmen, doch schaut man etwas gelassner auf die Gesamtbilanz bleibt festzuhalten, mit der Vizemeisterschaft 2012 und dem Punktrundentitel 2013 hat man sich in der DEL-Spitzegruppe festgesetzt und ist eine Größe im deutschen Eishockey. Und erarbeitet hat sich dies der Kader der Spielzeiten 2011/12 und 2012/13, der nahezu identisch war.

Dennoch musste nach den katastrophalen Play-Offs von Seiten der Verantwortlichen eine Reaktion gezeigt werden. Dis Konsequenz war, einige Verträge wurden nicht verlängert und einige Cracks mussten gehen: Doug Janik, Craig MacDonald, Yannic Seidenberg, Adam Mitchell. Wobei es bei einigen Cracks ein bisschen nach Bauernopfern aussieht.

Insgesaamt kann man die Reaktion der Verantwortlichen als einen Mix bezeichnen: Es fand kein radikaler Umbruch, aber einige Spieler mussten gehen, der Stamm wurde aber erhalten, um die Mannschaft sukzessive zu verstärken und umzubauen. Dabei gab bzw. gibt es immer noch zwei große Baustellen, dies ist die Abschlussschwäche der Stürmer und die mangelnde Offensivfähigkeit der Abwehrspieler. Für die Sturmschwäche hat man inzwischen den Münchner Torjäger Martin Buchwieser, den Wolfsburger Kai Hospelt und Jochen Hecht verpflichtet. In Sachen Offensivverteidiger wurde das Mannheimer Eigengewächs Christopher Fischer aus Wolfsburg zurückgeholt.

Bei den Ausländer sieht man sich noch nach einem Offensivverteidiger und einem Torjäger um. Ob man fündig wird, bleibt abzuwarten. Denn inzwischen verdienen gute Ausländer nicht nur in der NHL, der Schweiz und der weiter wachsenden russischen KHL mehr, sondern auch in Schweden. Zudem fällt in Schweden in der kommenden Spielzeit die Begrenzung der Ausländer weg.

Was daraus für die Adler folgt, sind zwei Handlungsmöglichkeiten: Entweder man bekommt nur mehr unterdurchschnittliche, ausländische Cracks oder man greift tiefer in die Tasche. Was Spitzencracks wert sind, zeigten in der abgelaufen Spielzeit die beiden Schweden-Importe Holmqvist und Tjärnqvist in Köln und Wheeler sowie Stastny in München. Noch positiver war es mit der Reihe Goc, Hecht und Pominville in Mannheim. Die Frage ist letztlich auch, wie attraktiv will bzw. muss man Eishockey machen? Wobei dies andererseits natürlich die Frage aufwirft: Wie bezahle ich dies? Alles in allem ein Spagat, doch sollte man es ruhig mal probieren, einen echten Kracher nach Mannheim zu holen, auch wenn dieser das Gehaltsgefüge sprengen dürfte. Mit Hecht geht man diesen Weg, setzt auf (teure) Klasse.

Sichtlich enttäuscht in den Playoffs: Mannheims Trainer Harold Kreis staunt hier wohl nicht schlecht - © by Eishockey-Magazin (DR)

Sichtlich enttäuscht in den Playoffs: Mannheims Trainer Harold Kreis staunt hier wohl nicht schlecht – © by Eishockey-Magazin (DR)

Ein Konsequenz aus der Tatsache, dass zu normalen Konditionen nur mehr „schwächere“ Ausländer nach Deutschland kommen, ist die Option, verstärkt auf einheimische Cracks zu setzen und sie zu den Leistungsträgern zu machen. Dazu gehört auch der Einbau und die Förderung von Eigengewächsen. Hier arbeitet Mannheim vorbildlich.

Doch bereitet den Verantwortlichen in Mannheim ein elementarer Umstand Kopfzerbrechen, der weniger etwas mit der technischen und läuferischen Klasse zu tun hat, und dies ist die Nervenschwäche im bisherigen Kader. Es fehlt einfach jenes Sieger-Gen, das etwa Berlin hat. Dieser Mangel in Mannheim wurde 2012 im Endspiel gegen die Eisbären und 2013 in der Serie gegen Wolfsburg deutlich.Daher möchte man mehr Spielertypen haben, die dann ihre Stärke zeigen, wenn es darauf ankommt, nämlich in den Play-offs und in Spitzenspielen. Man möchte Cracks, die sich auf die Play-Offs und das Kräftemessen mit den Besten freuen und sich nicht davor verstecken.

Soll man einen Ausblick wagen, muss man sagen, die Adler sind prinzipiell auf dem richtigen Weg, auch wenn sie zweimal gepatzt haben, als es darauf ankam. Udn dies nagt bei Fans wie Offiziellen. Aber das kontinuierliche Verbessern eines Teams ist sicher der richtige Lösungsansatz. Und mit dem jetzt geschaffenen Kern von starken deutschen Spielern, ergänzt durch hungrige Nachwuchscracks und guten Ausländer ist Mannheim auf dem richtigen Weg. Und vielleicht gelingt bei den Verpflichtungen noch ein weiter Kracher wie Hecht.

Von einem aber sollten sich die Mannheimer schleunigst verabschieden, und dies ist der Glaube, so etwas wie der natürlich Konkurrent und Nachfolger der Eisbären zu sein. Mit Köln, Ingolstadt, Hamburg gibt es jetzt schon ebenbürtige Gegner. Und München und Nürnberg werden auf Augenhöhe dazukommen. Will man also in Zukunft Titel gewinnen, wird dies nur über Kampf, Leidenschaft, Herz und mentale Stärke gehen, denn spielerisch ist man nicht (viel) besser als andere. Gelingt es, diesen mentalen Knopf umzulegen, werden die Adler dort oben bleiben, wo sie zurzeit sind. Wenn nicht, folgt ganz rasch das Durchreichen nach unten.

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