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Edmonton. (LM) Leon Draisaitl wurde erlöst. Nach einem halben Jahr mit wenigen Höhepunkten und vielen Niederlagen, hat sich die Situation für den 18jährigen Deutschen...
Leon Draisaitl - © by Media

Leon Draisaitl – © by Media

Edmonton. (LM) Leon Draisaitl wurde erlöst. Nach einem halben Jahr mit wenigen Höhepunkten und vielen Niederlagen, hat sich die Situation für den 18jährigen Deutschen entscheidend verändert.

 

Vor neun Tagen wurde Draisaitl von den Edmonton Oilers zurück in die Juniorenliga WHL geschickt. Während diese Transaktion in einigen Teilen der deutschen Medienwelt als Rückschritt bewertet wurde, handelt es sich in Wirklichkeit um einen Glücksfall für Draisaitl.

 

Raus aus dem Chaos in Edmonton

Zwar konnte Draisaitl in seinem vorläufig letzten NHL-Spiel an Silvester zwei Vorlagen für sich verbuchen, aber die Oilers unterlagen den Calgary Flames mit 3:4 nach Verlängerung. Für das Team aus der Hauptstadt der kanadischen Provinz Alberta war diese Niederlage bereits die 21. im 38. Spiel. Die Oilers liegen abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz in der Western Conference, und sind auch insgesamt das schlechteste Team der Liga. Im Saisonverlauf verlor die Mannschaft zwischenzeitlich sogar elf Partien hintereinander.

Dazu kommt das Chaos neben dem Eis. Am 15.Dezember wurde Trainer Dallas Eakins entlassen. Er war der dritte Trainer seit 2012. Statt einen erfahrenen Coach zu verpflichten, setzen die Oilers auch weiterhin auf einen jüngeren Trainer, und verpflichteten Todd Nelson. Der hat bisher nur in der zweitklassigen AHL trainiert. Dabei wäre es wichtig, dass dem jungen Kader in Edmonton endlich Erfahrung und Struktur vermittelt wird.

 

 

Viele hohe Draftpicks – keinerlei Entwicklung

Die Oilers gehören seit Jahren zu den schlechtesten Mannschaften der NHL. Das ehemalige Prunkstück der Liga, das in den 80ern und frühen 90ern des vorigen Jahrhunderts fünfmal den Stanley Cup gewann, hat sich zu einer Lachnummer bei den Fans der anderen Teams entwickelt. Durch die schlechten Ergebnisse haben die Oilers regelmäßig sehr hohe Draftpicks, aber eine Entwicklung ist seit Jahren nicht zu erkennen. Die Kaderzusammenstellung von Manager Craig MacTavish – auch erst seit 2013 im Amt – ist unausgewogen und wirkt konzeptlos. Die Oilers haben zwar viele sehr talentierte Spieler in ihren Reihen, aber es gibt kaum erfahrene Veteranen, die die junge Generation führen können.

Außerdem haben die Oilers in der Draft immer wieder Stürmer ausgewählt, weil diese in den Ranglisten der Nachwuchsspieler als beste Junioren gelistet waren. Dabei wurde komplett ignoriert, dass die Mannschaft vor allem vor dem eigenen Tor massive Probleme hat. Dementsprechend schlecht sieht es in der Verteidigung der Oilers aus. Die Defensive von Edmonton war letztes Jahr die schlechteste der Liga. Auch in dieser Saison bekommen die Oilers wieder jede Menge Gegentore, nur die Buffalo Sabres sind aktuell noch schlechter. Zwar deuten Spieler wie Ryan Nugent-Hopkins, Nail Yakupov oder Taylor Hall – alle(!) an erster Stelle des Draft von Edmonton ausgewählt – immer wieder ihr Potenzial an, aber das reicht nicht, um die löcherige Abwehr auszugleichen.

 

Spielzeit, Ruhe und Erfolgserlebnisse für Draisaitl

Für Leon Draisaitl konnte die vermeintliche Degradierung in die Nachwuchsliga WHL deshalb auch eher zu spät, als zu früh. In Edmonton konnte Leon fast nur negative Erfahrungen sammeln. Das hat sich in der WHL bereits nach wenigen Tagen geändert. In der Kleinstadt Kelowna in der Nähe der Grenze zu den USA war direkt in seiner ersten Partie für die Rockets einer der besten Spieler. Das Siegtor und eine Vorlage standen am Ende des Spiels auf dem Arbeitsnachweis. Doch vor allem die Art und Weise wie Draisaitl auf dem Eis aufblühte und seine Spielfreude zeigte, war beeindruckend.

[1] Die Oilers sind im Schnitt 26,376 Jahre alt. Nur die Blue Jackets (26,236) und die Buffalo Sabres (26,225) haben einen jüngeren Kader.

So brachte auch Dan Lambert, Draisaitls Trainer in Kelowna, nach dem Spiel seine Begeisterung über den Neuzugang zum Ausdruck. „Ich denke Leon war heute sehr gut. Man konnte sehen, dass er ein dynamischer Spieler ist, und dass er ein Spieler ist, der Spiele entscheiden kann“ sagte Lambert nach dem Debut des Deutschen für die Rockets.

Dass die gute Leistung keine Eintagsfliege war, zeigte sich in den zwei folgenden Partien. Draisaitl erzielte wieder jeweils ein Tor. Und auch außerhalb der Eishallen ist Leon Draisaitl in Kelowna gut aufgehoben. Seine Mitspieler Gage Quinney und Josh Morrissey kennt er bereits aus früheren Jugendmannschaften.

 

Chancen auf eine Karriere in der NHL weiter vorhanden

So komisch es klingt, aber die Tatsache, dass die Oilers den Center noch vor der Hälfte der Saison in die Juniorenliga zurückschicken zeigt, dass Draisaitl von den Verantwortlichen weiterhin als Eckpfeiler für die Zukunft gesehen wird. Dadurch, dass der 19jährige nicht mehr als 41 Spiele für die Oilers gemacht hat , wird er erst eine Spielzeit später ein sogenannter „Restricted Free Agent“. Damit können die Oilers ein Jahr länger mit allen Vertragsangeboten von anderen Vereinen gleichziehen und Draisaitl im Verein halten.

Und wer weiß, vielleicht schaffen es die Oilers in den nächsten Monaten sogar eine Mannschaft zusammenzustellen, die dann in der nächsten Saison mit Leon Draisaitl in der National Hockey League konkurrenzfähig ist. Bis dahin kann Draisaitl in Kelowna endlich frei aufspielen. Heute Abend steht das nächste Heimspiel gegen die Tri-City Americans auf dem Programm.

(Lars Mahrendorf)

[2] Draisaitl machte 37 Spiele, erzielte dabei zwei Tore und gab 7 Vorlagen

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