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Die Olympischen Winterspiele sind vorbei, die Teilnehmer, Betreuer und Fans inzwischen wieder nach Hause zurückgekehrt – und auch ein paar Tage nach dem Abschlusswochenende... „Die Drittelpause“: DEB Team mit „Goldmedaille der Herzen“
Bundestrainer Marco Sturm - © by Eh.-Mag. (DR)

Bundestrainer Marco Sturm – © by Eh.-Mag. (DR)

Die Olympischen Winterspiele sind vorbei, die Teilnehmer, Betreuer und Fans inzwischen wieder nach Hause zurückgekehrt – und auch ein paar Tage nach dem Abschlusswochenende tragen die dem Eishockeysport Verbundenen ein breites Grinsen im Gesicht!

Hätte irgendwer vor dem Turnier, das Deutschland ja erst über die Qualifikation erreicht hatte, angekündigt, dass Deutschland weiter als zum Viertelfinale käme, der wäre ausgelacht und als Träumer hingestellt worden. Doch unsere Jungs haben Geschichte geschrieben und im rechten Moment die richtigen (wichtigen) Partien gewonnen. Und Marco Sturm, der Erfolgscoach, hatte wieder einmal alles richtig gemacht!

Olympia ohne Spieler aus der NHL

Was war nicht alles im Vorfeld geredet und überlegt worden, wo doch bei diesen Spielen keine NHL-Profis mit am Start waren. Ob das DEB-Team dann im Konzert der Großen überhaupt eine Geige spielen könnte. Denn natürlich haben die großen Eishockey-Nationen wie Kanada, Schweden, Finnland, USA und Russland einen viel größeren und auch qualitativ besseren Spielerpool als Deutschland, selbst ohne die Spieler aus der besten Liga der Welt.

Doch der Sport und im besonderen solch ein Turnier hat seine eigenen Gesetze und uns alle eines besseren belehrt. Schwere Gruppe mit Schweden, Finnland und Norwegen? Egal, Norwegen geschlagen und Gruppendritter geworden. Mit der Schweiz einen durchaus machbaren Gegner für die Quali bekommen – und da stand das Viertelfinale. Hier warteten die Schweden, die bereits in der Gruppenphase Deutschlands Gegner gewesen waren und die man mit etwas weniger Pfosten dafür mehr Zielwasser auch hätte geschlagen haben können, schließlich war das Spiel nur 0:1 ausgegangen. Und tatsächlich – Deutschland ging sogar zwei Male in Führung, musste dann in die Verlängerung, und Patrick Reimer schoss den Weltmeister aus dem Turnier – Respekt! Und jetzt schon Gänsehaut.

Im Halbfinale wartete Olympiasieger Kanada. Halbfinale? Deutschland? Jawohl, und das war an sich schon eine historische Sensation! Wieder stand Danny aus den Birken im Kasten, während seine Kameraden das 1:0 machten. Dafür war noch eine doppelte Überzahl nötig. Doch es folgte das 2:0 und auch noch ein 3:0, ehe der Olympiasieger sich meldete. Nach dem 4:1 blieb den Zuschauern das Herz stehen, war doch David Wolf übel niedergestreckt worden. Dass man die 5-minütige Überzahl nicht nutzen konnte, sollte sich rächen, denn im Schlussabschnitt kamen die Kanadier auf 4:3 heran, Domink Kahun verschoss einen Penalty, das Zittern begann. Doch Marco Sturm ließ Beton anrühren, und der knappe Vorsprung konnte ohne Verlängerung über die Zeit gebracht werden. Welch ein Jubel, welche Sensation – und welche Blamage für das Mutterland des Eishockey!

Klatsche oder ein Wunder?

Im Finale – ja, ganz richtig, Deutschland hatte sensationell das FINALE erreicht – wartete das abgespeckte Team aus Russland. Morgens um 5 hoffte die Deutsche Eishockeywelt darauf, jetzt nicht gnadenlos unterzugehen, andere träumten vom ultimativen Wunder…. Dass das DEB-Team gegen die überlegenen Russen im Startabschnitt torlos blieb, war schon die halbe Miete, auch wenn es dann doch noch klingelte, 0,5 Sekunden vor der Pausensirene. Felix Schütz stellte im Mitteldrittel den Ausgleich her, und sein Team wurde immer besser, dass der erneute Führungstreffer durch Gusev fast aus heiterem Himmel fiel. Aber wir haben einen Kahun, muss man fast sagen, denn Kahun stellte keine 10 Sekunden später wieder den Ausgleich her. Und als in der 57. Spielminute der junge Verteidiger Jonas Müller gar zur Führung für Deutschland einschoß, hatte man – oh Wunder – bereits die Hand an der Goldmedaille! Es sollte aber nicht sein, denn die Russen kamen in der letzten Minute zum Ausgleich und nutzten in der Verlängerung eine Strafzeit gnadenlos aus. Damit sind sie ganz knapp der Riesenblamage entgangen und haben nach Albertville (1992) erstmalig wieder die Goldmedaille im Eishockey geholt.

Es bleibt aber festzuhalten, dass Deutschland auch gegen abgespeckte Topnationen nur über den Kampf etwas reißen kann; da sind auch die B-Kader läuferisch und spielerisch meist überlegen. Aber bei diesem Turnier haben sie gekämpft wie die Löwen, dass sogar der russische Bär gewackelt hat! Und so ein Turnier setzt sicher auch noch ganz andere Energien frei, wenn man sieht, was doch möglich sein könnte. Es bleibt zu hoffen, dass die Euphorie anhält und dieser Schwung mitgenommen werden kann, auch wenn zur Weltmeisterschaft die Nationalmannschaft wahrscheinlich wieder ein völlig anderes Gesicht haben wird, zumal sicher auch der eine oder andere Spieler nach diesem nicht zu toppenden Karriere-Höhepunkt seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkünden wird.

(Michaela Ross)

Über „Die Drittelpause“: In der sogenannten „Drittelpause“ greifen verschiedene Autoren aktuelle Themen auf und beziehen hier klar persönlich Stellung. Hierbei wird Nebensächliches zur Hauptsache gemacht und umgekehrt. Es wird gerne überspitzt, frech und vielleicht auch manchmal einfach nur „anders“ argumentiert und kommentiert. Mal laut, mal leise, mal mit einem Augenzwinkern und mal mit dem Dampfhammer oder in Satireform. „Die Drittelpause“ ist nicht neutral und ausgeglichen, sie ist die oft persönliche Meinung des Autors / der Autorin und soll Anlass zur Diskussion bieten.

Michaela-Ross

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