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Mainz. (EM) Besondere Situationen, wie die augenblickliche Corona Krise, erfordern auch besondere Maßnahmen. Eishockey, egal ob Nationalmannschaft oder DEL, finden Samstagabends im aktuellen Sportstudio... DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke im ZDF-Sportstudio: „Wir müssen gucken, wie wir jetzt über den Sommer kommen“

Gernot Tripcke – © by Media

Mainz. (EM) Besondere Situationen, wie die augenblickliche Corona Krise, erfordern auch besondere Maßnahmen. Eishockey, egal ob Nationalmannschaft oder DEL, finden Samstagabends im aktuellen Sportstudio eher selten ihren Platz.

Da augenblicklich praktisch alle Sportveranstaltungen und Sportligen den Spielbetrieb weitestgehend einstellen mussten, fand das aktuelle Sportstudio ohne Studiopublikum statt. Mit den sonst üblichen Berichten aus der Fußball Bundesliga konnte der Sender also seinen TV-Klassiker nicht füllen. Stattdessen fand sich bei Moderator Sven Voss eine illustre Runde mit Ex-Fußballmanager Andreas Rettig, Jonas Baer-Hoffmann (FIFPRO Fußballervereinigung) und DEL-Comissioner Gernot Tripcke ein.

Natürlich stand in der kleinen Talkrunde die Unterbrechung der Fußballligen im Mittelpunkt. Aber auch Gernot Tripcke konnte dem TV-Publikum die Beweggründe für das Saisonende im Eishockey plausibel erklären. „Es war eine sehr schwere Entscheidung, die wir am Dienstagnachmittag getroffen haben. Im Nachhinein ist sie, so glaube ich, noch richtiger, als sie es noch am Dienstag war. Wir haben aber auch eine ganz andere Situation als die Fußballer. Es hat sich natürlich die Gesundheitsfrage auch bei uns gestellt, aber bei uns gab es ganz andere Erwägungen in wirtschaftlicher Art und Weise. Bei uns war die Hauptrunde beendet. Die Playoffs, der absolute Höhepunkt der Saison und das Salz in der Suppe als absoluter Höhepunkt für unsere Zuschauer, standen bevor. Wir haben natürlich auch sehen müssen, dass wir im KO-System alle zwei Tage spielen müssen. Es war dann auch am Mittwoch abzusehen, zum Beispiel auch durch sich in Quarantäne befindliche Spieler von Arsenal, dass der Spielbetrieb auch nicht aufrecht zu erhalten gewesen wäre. Selbst mit sogenannten Geisterspielen nicht. Wir konnten nicht schieben, weil unsere Saison auch auf den 30.4. limitiert ist. “

„Standen vor unserem Saisonhöhepunkt“

Angesprochen auf das Thema möglicher „Geisterspiele“, ging Tripcke noch einmal tiefer in die Fragestellung ein. „Die erste Frage stellte sich nach der spielbetrieblichen Aufgabe. Da sind die Kollegen vom Fußball, Handball und Basketball natürlich in einer noch schwierigeren Situation, weil sie mitten in der Saison stehen. Wir standen auch vor unserem Saisonhöhepunkt, aber wir hatten durch die abgeschlossene Hauptrunde zumindest eine feststehende Tabelle. Wir brauchten keinen Absteiger ausspielen. Selbst wenn wir das nächstes Jahr tun würden, dann hätten wir mit dem Letzten der Hauptrunde diese Thematik erledigt. Und auch für die Champions League Qualifikation ist eben auch die Hauptrunde sehr relevant, sodass wir das Glück hatten am Sonntagabend die Hauptrunde noch sehr fair zu beenden und unsere vier CHLÖ-Teilnehmer zu ermitteln. Von daher war dieser Druck für uns nicht da. Dann kam natürlich die nächste Frage nach möglichen Geisterspielen. Wir haben aber dann auch die ganzen Verbote und Verfügungen richtig verstanden. Man hat dann ja gesehen, was die Kanzlerin und der Bundesgesundheitsminister zur Anzahl der Zuschauer gesagt haben. Auch wenn das Empfehlungen waren, so ist ein Eishockeyspiel eine Veranstaltung mit 5000 – 15000 Zuschauern. Das gehört dazu, denn es ist eine Veranstaltung mit den Fans, für die Fans, mit einer Atmosphäre und einem Rahmenprogramm. Und das ist uns, wie wir nun jeden Tag mehr merken, richtiger weise untersagt worden. Wir haben am Dienstag trotzdem noch kurzzeitig über Geisterspiele nachgedacht, aber dann überwog die Gesundheit. Wenn es für die Zuschauer zu gefährlich ist, dann ist es für die Spieler auch zu gefährlich.“

Schadensersatzforderungen sind nicht auszuschließen

Die Frage nach mögliche Schadensersatzforderungen durch Sponsoren und Partner konnte Gernot Tripcke noch nicht klar beantworten. „Es ist nicht auszuschließen, dass es Forderungen geben wird. Auch wir haben natürlich, wenn auch in anderen Dimensionen als Fußball, Partner. Für uns ist der Zuschauerbereich deutlich relevanter. Von daher ist der durch die Playoffs entstandene Ausfall natürlich brutal. Wir haben jedes Jahr um die 2,5 Millionen Zuschauer und in den Playoffs davon um die 400.000, je nachdem wer wie weit kommt. Wenn man sieht, dass die Zuschauereinnahmen im Bereich von 50-60% unsere Erlöse bedeuten, dann sieht man in welche Probleme die Klubs kommen. Und auch in welche Probleme sie liquiditätsmäßig gegen Ende der Saison kommen. Ein Beispiel: Die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft ist mal so eine schlappe halbe Million Euro pro Klub, die mit Mai fällig wird. Und das auch bei den Klubs; die jetzt über zwei Monate kleine Einnahmen haben.“
Und weiter: „Ich weiß nicht, ob wir in der nächsten Saison weniger Klubs haben werden. Wir können nicht über einen Ausfallfonds oder wie der Fußball eine Umverteilung von zukünftigen Medienerträgen reden. Wir müssen gucken, wie wir jetzt über den Sommer kommen. Da ist es dann natürlich auch wichtig, dass die Politik uns, wie jeder anderen Wirtschaftsform, mit Zuschüssen oder Überbrückungskrediten hilft. Die Schweiz hat jetzt als Erstes 50 Millionen Euro als Zuschuss und 50 Millionen Euro als zinslose Darlehen für den Sport beschlossen. “

Druck wird auf das Thema Spielergehälter zukommen

Tripcke geht davon aus, dass auch auf das Thema Spielergehälter ein gewisser Druck zukommen wird. „Bei aller Liquidität und Hilfen, die wie kriegen, ist davon auszugehen, dass das jetzt natürlich mittelfristig entstehen wird. Wie bei jeder Rezession und dem Rückgang von Sponsorengeldern können die Klubs dann letztlich nur da reagieren.“

Über allem, das sei an dieser Stelle auch noch einmal betont, stand auch im Sportstudio für alle Gesprächsteilnehmer zunächst das gesundheitliche Überstehen der Pandemie für die Menschen. Beim Blick auf die Rückkehr in den sportlichen Alltag dürfte jedem der Beteiligten und Zuschauer schon jetzt klar sein, dass gerade auf das Eishockey nun sehr schwere Monate zukommen werden.

Zum Abschluss durfte natürlich, wie es sich für ein aktuelles Sportstudio gehört, das Torwandschießen nicht fehlen. Hier „versemmelte“ Gernot Tripcke bei den Flachschüssen kläglich, um dann zwei von drei Versuchen im Winkel zu versenken. Wenn das dann mal nicht doch ein gutes Omen für die Zukunft ist.

Eishockeyfans werden sich sicherlich wünschen, dass das ZDF nach einer Rückkehr in den geregelten Alltag, den Eishockeysport auch im Sportstudio rein sportlich regelmäßig berücksichtigen wird.

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