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Deutschland-Cup 2018: Mit einer Träne im Knopfloch Deutschland-Cup 2018: Mit einer Träne im Knopfloch
Krefeld. (MR) Mit einem weinenden und einem lachenden Auge nimmt Marco Sturm Abschied von der Deutschen Nationalmannschaft. Ein Turniersieg zum Abschied wurde nicht geschafft,... Deutschland-Cup 2018: Mit einer Träne im Knopfloch


Krefeld. (MR) Mit einem weinenden und einem lachenden Auge nimmt Marco Sturm Abschied von der Deutschen Nationalmannschaft. Ein Turniersieg zum Abschied wurde nicht geschafft, ja sogar eindeutig verfehlt. Am neuen Standort Krefeld schloss das DEB-Team sieglos als letzter ab.

Eigentlich wollte man bei diesem Deutschland-Cup mit „dem bestmöglichen Team“ antreten und sich Experimente und die Heranführung junger Spieler für die Maßnahme im Februar aufheben. Durch die eine oder andere Absage – auch der DEL-Spielplan ist eng und anstrengend, für Meister EHC München stand am Dienstag noch ein Achtelfinalspiel der Champions Hockey League auf dem Programm, und für die Kölner Haie geht es nach dem D-Cup bereits am Mittwoch mit einem Nachholspiel in der DEL weiter. So wurden aus geplanten 15 Olympia-Silberhelden nur noch 11, und es kamen auch einige der nachrückenden und jüngeren Spieler zum Einsatz; für Leon Niederberger (DEG), Phil Hungerecker (Adler Mannheim), Lean Bergmann (Iserlohn Roosters) und Fabio Pfohl (Kölner Haie) waren es gar die allerersten Einsätze mit dem (inzwischen imaginären) Adler auf der Brust.

Abschied von Sturm

Dann aber platzte wenige Tage vor Turnierbeginn die Bombe, Bundestrainer Marco Sturm hatte einen Anruf und das Angebot von den Los Angeles Kings erhalten, ab sofort dort im NHL Team als Co-Trainer einzusteigen. Doch statt für ihn zum Abschied das Turnier zu gewinnen, blieb das DEB-Team hinter den Erwartungen zurück, konnte trotz gutem Spiels gegen Russland und die Schweiz jeweils nur einen Punkt einfahren. Am letzten Spieltag ging es mit zwei Punkten gegen die bisher punktlosen Slowaken, die im letzten Drittel mächtig aufdrehten und in der 55. Spielminute innerhalb von 24 Sekunden mit einem Doppelschlag das bis dahin torlose Unentschieden zu ihren Gunsten veränderten. Somit blieb für den Gastgeber der bittere vierte Platz.


Ein einziges Training ist zu wenig

Natürlich war ein Stamm erfahrener Spieler vorhanden, doch mit den Absagen der angeschlagenen Yannic Seidenberg, Patrick Hager (beide EHC München) und Felix Schütz (Kölner Haie) fehlte die Erfahrung von zusammen 438 Länderspielen! Statt dessen ganze 13 Spieler, die weniger als 25 Länderspiele im Seniorenbereich absolviert haben – und um diese zu integrieren, war ein einziges Training vor dem Turnier einfach zu wenig Zeit. So fielen die Ausrichter des Traditionsturniers auch trotz guter und vielversprechender Ansätze doch zu häufig durch Fehlpässe und wenig Zuordnung auf. Kann dann der eine oder andere Spieler nicht konstant seine beste Leistung abrufen, reicht es eben nicht gegen die Schweiz, gegen eine B-Auswahl Russlands.

Laufbereitschaft und Einsatz konnte man den Jungs nicht absprechen.

Das zeigte sich im Spiel gegen Olympiasieger Russland, als man in Überzahl zwei Male einen Rückstand ausgleichen konnte (beide Tore Leo Pföderl) und nach 39 Spielminuten gar in Führung ging. Allerdings ging es weiter wie im olympischen Finale – nach dem Ausgleich der Sbornaja wollte kein Treffer mehr fallen; in der Verlängerung hatte Kony Abeltshauser den Siegtreffer auf dem Schläger, Russland im direkten Gegenzug erzielte dann den 4:3 Siegtreffer. Im zweiten Spiel der Deutschen drehte Vizeweltmeister Schweiz den frühen Führungstreffer (wieder war es Pföderl) noch im Startabschnitt um. Eine wackelige Defense ermöglichte den Schweizern den dritten Treffer, ehe es in Unterzahl wieder besser aussah für die Hausherren im König PALAST, sogar eine doppelte Unterzahl wurde schadlos überstanden. Nach einer Verletzung von Goalie Danny aus den Birken kam Niklas Treutle etwas verfrüht zu seinem Einsatz beim Cup. Neuling Lean Bergmann hielt mit seinem Treffer in der 52. Min. die Hoffnung am Leben, und Marcel Noebels erzwang in der letzten Minute die Verlängerung. Eine deutliche Überlegenheit Deutschlands in der Overtime brachte aber nichts Zählbares, im Penaltyschießen hatten schließlich die Eisgenossen die Nase mit 2:0 Treffern vorn und nahmen den Zusatzpunkt mit.

Finale Schweiz – Russland

Die Schweiz spielte über weite Strecken clever auf, ging nach 0:1 Rückstand in Führung, bekam aber im Mitteldrittel den 2:2 Ausgleich. Im Schlussabschnitt machten die Russen nach dem frühen Führungstreffer richtig Druck, legten den vierten Treffer bei vier gegen vier nach und brachten diesen Vorsprung über die Zeit, während den Schweizern einfach nichts mehr gelang. Russland konnte damit den Turniersieg verteidigen. Im letzten Spiel des Turniers ging es um die Vermeidung des vierten und letzten Platzes – Deutschland hätte eine erneute Overtime-Niederlage schon gereicht, um vor den punktlosen Slowaken abzuschließen. Wenn ein Sieg zum Abschluss für Marco Sturm herausgesprungen wäre, noch besser. Neuling Fabio Pfohl gefiel diesmal in der Reihe mit Matthias Plachta und David Wolf. Treutle hielt alles, was auf seinen Kasten kam, doch vorne wollte ebenfalls nichts reingehen. Das Spiel steuerte auf ein torloses Unentschieden hin. Team Germany wurden im Schlussabschnitt die Beine schwer, Fehlpässe nahmen im gleichen Verhältnis zu, wie die Geschwindigkeit abnahm, und in der 55. Spielminute erle(di)gte die Slowakei mit einem Doppelschlag alle Hoffnungen auf einen versöhnlichen Abschluss.

Neuer Standort – neuer Spielplan

Wie immer im Leben kann es nicht für alle passend sein, das ergaben auch Gespräche mit den Fans. Waren einige mit dem Standort Augsburg nie warm geworden, gefällt anderen der Standort Krefeld weniger gut. Für die Fans aus der Schweiz steht jetzt natürlich eine weitere Anfahrt an, wenn sie statt nach Süddeutschland an den Niederrhein müssen. Die Halle an sich wurde aber durchweg als gut beurteilt, auch waren die Fans, die wir gesprochen haben, mit der Unterbringung (Hotelangebot) zufrieden. Als ausbaufähig sahen aber die meisten zum einen den Support der Fans auf den Tribünen an, aber auch das Angebot für die Fans, was man vor allem am freien Tag machen könnte, empfand man als verbesserungswürdig. Es fehlte eine größere Gelegenheit in der Nähe der Halle; das Angebot am Freitag Abend war zwar gut, aber eben keine reine Eishockeyveranstaltung. Und damit sind wir auch beim gestreckten Spielplan: Besonders die Fans von „außerhalb“ müssen zum einen jetzt einen Urlaubstag mehr opfern, eine zusätzliche Übernachtung buchen – und hingen am spielfreien Freitag ein wenig in der Luft. Der Einzugsbereich (Rheinland / Ruhrgebiet) sah aber auch die positiven Seiten, man könne daraus zwar keine Reise machen, spare aber teilweise an Übernachtungskosten. Außerdem tut es der Region gut, dass dieses Traditionsturnier auch mal im Westen ausgetragen wird.

Fotos:
Bundestrainer Marco Sturm – © by EH-Mag. (DR)
D-Cup Sieger 2018 – Team Russland – © by EH-Mag. (DR)
D-Cup 2018 in Krefeld – © by EH-Mag. (DR)

Im Video: Siegerehrung Russland / Bewegender Abschied für Marco Sturm / Stimmen

Fotostrecke zum Deutschland Cup 2018

GER - RUS
© by Eh.-Mag. (DR)

Michaela-Ross

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