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New York. (LM) Das Wort „Upset“  wird ins Deutsche mit „Sensation“, „überraschende Niederlage“ oder „Überraschungserfolg“ übersetzt. Im Gegensatz zu anderen nordamerikanischen Profiligen (Hallo NBA!)...

Logo National Hockey League (NHL)New York. (LM) Das Wort „Upset“  wird ins Deutsche mit „Sensation“, „überraschende Niederlage“ oder „Überraschungserfolg“ übersetzt. Im Gegensatz zu anderen nordamerikanischen Profiligen (Hallo NBA!) ist die Chance für eine Ãœberraschung, also einen Außenseitersieg, in den NHL-Playoffs relativ hoch.

 

Am 16. April beginnen die Playoffs in der NHL, und einige Spitzenmannschaften werden mit bangen Blicken auf das Rennen um die letzten Playoffplätze schauen. So manches Team, das sich nur knapp für die Playoffs qualifizieren konnte, beendete anschließend die Titelträume eines Favoriten. Und schließlich möchte sich kein Favorit in den Top Fünf der größten Außenseitersiege in der ersten Playoffrunde wiederfinden!

 

Platz 5: Der Anfang vom Durchmarsch

 

2012 Los Angeles Kings (Platz 8 in der regulären Saison) – Vancouver Canucks (Platz 1) 4:1

 

Die Vancouver Canucks waren 2012 wieder einer der großen Titelfavoriten. Im Vorjahr hatte das Team nur denkbar knapp den ersten Gewinn des Stanley Cups in der Vereinsgeschichte verpasst. Nach 3:2-Führung verloren die Canucks Spiel sechs und sieben gegen die Boston Bruins. Doch die Niederlage schien Vancouver nur noch mehr motiviert zu haben. Mit 111 Punkten konnten sich die Canucks die Presidents Trophy für das beste Team der regulären Saison sichern. Erneut deutete alles auf eine lange Playoff-Saison im Nordwesten Kanadas hin.

 

In Los Angeles war die reguläre Saison dagegen eher chaotisch verlaufen. Trainer Terry Murray wurde nach 29 Spielen entlassen und mit Darryl Suter ersetzt. Nach Mike Richards wurde auch noch Jeff Carter nach Los Angeles geholt[1]. Der Offensive half das aber wenig. Die Kings hatten weiterhin extreme Probleme Tore zu erzielen, und nur mit Mühe konnten sie sich als Achter noch für die Playoffs qualifizieren.

 

Doch was die reguläre Saison wert ist, das zeigte sich bereits in den ersten beiden Spielen in Vancouver. Plötzlich waren es die Canucks, die Probleme im Powerplay hatten und kaum Tore erzielen konnten. Bei L.A. dagegen funktionierte der Angriff und das Überzahlspiel plötzlich sehr gut. In Spiel zwei gelangen den Kings sogar zwei Tore in Unterzahl. Beide Spiele gingen mit 4:2 an die Kings.

 

Die Serie wechselte nach Kalifornien und im Tor der Canucks wurde Roberto Luongo, in Vancouver als Sündenbock für die Niederlagen ausgemacht, durch Corey Schneider ersetzt. Es schien, als ob die Kings durch diese Maßnahme etwas irritiert wurden. Doch auch der hochkarätig besetzten Offensive der Canucks gelang in den ersten beiden Dritteln von Spiel drei kein Treffer. Schließlich war es L.A.s Kapitän Dustin Brown, der nach 6:30 Minuten im Schlussdrittel das Siegtor zum 1:0 erzielte.

 

In Spiel vier waren die Canucks dann zwar erstmalig in Überzahl erfolgreich, und die Begegnung wurde von Vancouver 3:1 gewonnen. Dennoch war dies nur ein letztes Aufbäumen gegen das frühe Ausscheiden.

 

Jonathan Quick - © by Eishockey-Magazin (RH)

Jonathan Quick – © by Eishockey-Magazin (RH)

Wieder zurück in Vancouver, brachte Jonathan Quick, der Torwart von Los Angeles, die Stürmer der Canucks erneut zur Verzweiflung. Nach viereinhalb Minuten der Verlängerung von Spiel fünf konnte dann Jarret Stoll den Siegtreffer zum 2:1 erzielen.

 

Vancouver war früh gescheitert und die Torwartdiskussion um Roberto Luongo war endgültig in vollem Gang. Die Canucks sind seitdem weit davon entfernt den Stanley Cup nach Kanada zu holen, und Roberto Luongo und Corey Schneider spielen mittlerweile in Florida bzw. New Jersey.

 

Im Gegensatz dazu hatten die Kings 2012 einen unglaublichen Lauf. Nach Serien von 4:0 und 4:1 gegen die St. Louis Blues bzw. die Phoenix Coyotes zogen die Kings ins Stanley Cup Finale ein. Auch dort gewannen sie die ersten 3 Spiele, und setzten sich am Ende mit 4:2 gegen die New Jersey Devils durch. Nach 44 Jahren in der NHL hatte Los Angeles endlich den ersten Stanley Cup der Vereinsgeschichte gewonnen.

 

 

Platz 4: Ein nervöser Torwart wird zum großen Helden

 

2010 Montreal Canadian (8) – Washington Capitals (1) 4:3

 

Jaroslav Halak - © by Media

Jaroslav Halak – © by Media

Alles lief nach Plan für die Capitals aus Washington. War man 2009 noch an den Penguins gescheitert, sollte in 2010 endlich der große Durchbruch in den Playoffs gelingen. Die Voraussetzungen waren gut. Mit starken 121 Punkten hatten die Capitals die Vorrunde als bestes Team der Liga absolviert. Heimrecht in allen Playoffrunden war damit garantiert.

 

Nach einer Niederlage in Spiel eins kamen die Capitals langsam ins Rollen. Mit Siegen von 6:5, 5:1 und 6:3 hatte sich Washington eine beruhigende 3:1 Führung in der Serie erspielt. Alex Ovechkin sagte sogar nach Spiel zwei über Montreals Torwart Jaroslav Halak „Sein Arm hat beim Trinken gezittert. …, das ist gut für uns.“

 

Ausgerechnet der „nervöse“ Halak brachte dann aber die Capitals ab Spiel fünf zur Verzweiflung. Nur jeweils ein Tor gelang Washington in den letzten drei Spielen. Insgesamt konnten die Capitals bei 33 Versuchen in Ãœberzahl nur einmal die numerische Ãœberlegenheit nutzen. Am Ende verloren die Capitals Spiel sieben zuhause mit 1:2. Montreal war damit das erste an acht gesetzte Team, dass einen 1:3-Rückstand in einer Serie noch zu seinen Gunsten drehen konnte.

 

Mit einem überragenden Halak schalteten die Canadians in Runde zwei ebenso sensationell den Titelverteidiger Pittsburgh Penguins aus. Erst im Eastern Conference Finale unterlag Montreal gegen die Philadelphia Flyers mit 1:4.

 

Washington hat es seit 2010 immer noch nicht geschafft, zumindest das Finale im Osten zu erreichen. Vom Gewinn des Stanley Cups können Ovechkin & Co. weiterhin nur träumen.

 

Platz 3: Das Tor von der Mittellinie

2000: San Jose Sharks (8) – St. Louis Blues (1)

 

„Glück gehabt!“, „Das Aus noch einmal abgewendet.“, „Jetzt machen wir zuhause alles klar.“ Der Tenor in St. Louis war einheitlich. Die Blues hatten soeben in San Jose mit 6:2 gewonnen, und in der Best-of-Seven Serie gegen die Sharks zum 3:3 ausgeglichen.

Jetzt waren sich Spieler und Verantwortliche sicher, dass Spiel sieben zuhause gewonnen wird.

 

St. Louis war in der Saison 1999-2000 der große Favorit auf den Titel. Die Blues waren in der regulären Saison das beste Team der Liga und gewannen die Presidents Trophy. Auch die individuelle Klasse der Spieler war herausragend. Verteidiger Chris Pronger wurde als wertvollster Spieler der gesamten Liga ausgezeichnet, und Torwart Roman Turek bekam die William M. Jennings Trophy für den Torhüter mit den wenigsten Gegentreffern verliehen.

 

Dennoch taten sich die Blues in den ersten vier Spielen überraschend schwer gegen die San Jose Sharks. Vor allem deren Torwart Steve Shields brachte die Blues immer wieder zur Verzweiflung. Als St. Louis in Spiel sechs dann aber bereits mit 6:1 nach den ersten beiden Dritteln in Führung lag, hatte auch Shields – scheinbar – seine Unbezwingbarkeit eingebüßt.

 

Doch im entscheidenden Spiel der Serie war es Roman Turek, der Torwart von St. Louis, der sich einen unfassbaren Aussetzer leistete. Fünfzehnzehn Sekunden vor Ende des ersten Drittels führten die Sharks mit 1:0. Sharks-Stürmer Owen Nolan fuhr mit dem Puck in Richtung Mittellinie und schoss die Hartgummischeibe in Richtung des Spieldrittels von St. Louis. Eigentlich wollte er damit nur die Uhr runterspielen und einen Angriff der Blues in den verbleibenden Augenblicken verhindern. Doch Nolan hatte gut gezielt und Turek war anscheinend im Sekundenschlaf. Der Puck prallte von seinem Handschuh ab, und schlug im Gehäuse des verblüfften Tschechen ein.

 

Die Blues erholten sich nicht mehr von diesem Schock und verloren am Ende Spiel sieben mit 1:3. Der Club hat seit dem Beitritt in die NHL 1967 noch nie das Stanley Cup Finale erreicht, geschweige denn den Titel gewonnen. Seit mittlerweile 45 Spielzeiten warten die Fans der Blues auf den ersten Titelgewinn.

 

Auch San Jose hat noch nie den Stanley Cup gewonnen. Nach dem Erfolg gegen St. Louis 2000, schieden die Sharks direkt in der nächsten Runde deutlich mit 1:4 gegen die Dallas Stars aus. Trotzdem bleibt das Tor von der Mittellinie unvergessen.

 

 

Platz 2: Die Enten fegen die Red Wings aus der Halle

 

2003 Anaheim Ducks (7) – Detroit Red Wings (2) 4:0

 

Sergej Fedorov © by Michael Kessler

Sergej Fedorov © by Michael Kessler

Die einzige Playoff-Serie in unserer Liste, bei der nicht die Nummer acht der regulären Saison gegen die Nummer eins gewann. Trotzdem war der Sieg von Anaheim gegen Detroit eine Sensation. Die Red Wings hatten 2002 mit einer Allstar-Mannschaft den Stanley Cup gewonnen (Spieler u.a.: Dominik Hasek, Steve Yzerman, Brendan Shanahan, Sergei Fedorov, Brett Hull, Nicklas Lidstrom, Luc Robitaille, Igor Larionov, Pavel Datsyuk, Chris Chelios, Trainer: Scotty Bowman). Zwar hatten Scotty Bowman und Dominik Hasek ihren Rücktritt erklärt, aber der Kern der Mannschaft war zusammengeblieben. Die Red Wings schlossen die Regular Season mit 110 Punkten als zweitbestes Team der Western Conference hinter Dallas ab, und waren wieder einer der Favoriten auf den Stanley Cup.

 

Anaheim hatte mit 95 Punkten eine solide Saison gespielt. Dennoch waren die Ducks krasser Außenseiter gegen die Red Wings, zumal Anaheim in seiner Geschichte zuvor erst eine einzige Playoffserie gewinnen konnte.[2] Die Playoff-Bilanz der Ducks gegen die Red Wings lautete 0:8.

 

Doch schon Spiel eins zeigte, dass vor allem der Torwart der Ducks, Jean-Sébastien Giguèreden Red Wings das Leben schwer machen würde. Immer wieder verzweifelte die hochkarätig besetzte Offensive aus Detroit am kanadischen Torwart der Ducks. Nach 103 Minuten und 18 Sekunden war es dann Paul Kariya, der in der dritten Verlängerung die Ducks zum Sieg schoss.

 

In Spiel zwei führte Detroit sieben Minuten vor dem Ende der Partie, kassierte dann aber zwei späte Tore und unterlag noch mit 2:3. Auch die dritte Partie in Anaheim verloren die Red Wings knapp mit 1:2.

 

In Spiel vier konnte Fedorov dann kurz vor Ende des Spiels noch einmal für die Red Wings ausgleichen und seine Mannschaft in die Verlängerung retten. Dort war es dann Center Steve Ruccin, der für die Ducks nach 6:53 Min den umjubelten Siegtreffer erzielte. Die Red Wings waren damit der erste, und bis heute einzige Titelverteidiger der durch einen „Sweep“[3] in der ersten Runde aus den Playoffs ausschied.

 

Der Held der ersten Playoffrunde, Torwart J-S Giguère, sollte sein Team noch bis ins Finale führen und als bester Spieler der Playoffs ausgezeichnet werden. Für den Gewinn des Stanley Cups reichte es nicht ganz, Anaheim verlor in sieben Spielen gegen die New Jersey Devils.

 

Detroit sollte erst 2008 wieder den Stanley Cup gewinnen. Ausgerechnet Mike Babcock, der 2003 noch die Ducks trainierte, war beim nächsten Triumph von Detroit der sportlich Verantwortliche.

 

Platz 1: Die Mutter aller Upsets!

 

1982 Los Angeles Kings (8) – Edmonton Oilers (1) 3:2

 

Da 1982 die erste Runde der Playoffs noch im Modus Best-of-Five ausgespielt wurde, benötigten die Los Angeles Kings nur drei Siege für ihren Erfolg gegen die Edmonton Oilers. Dennoch gilt diese Serie als die größte Überraschung in der ersten Playoffrunde der NHL.

 

In der Saison 1981-82 hatten die Edmonton Oilers als Team und auch als Einzelspieler diverse Rekorde in der NHL pulverisiert. Wayne Gretzky zauberte mit – heute unglaublichen – 92 Toren und 212 Punkten, die vielleicht beste Saison eines einzelnen Spielers aufs Eis. Insgesamt hatten die Oilers als Team mehr als 400 Tore erzielt und 111 Punkte gesammelt. Die Erwartungen an das junge Team waren groß.

 

Auf der anderen Seite hatten die Los Angeles Kings mit 24 Siegen, 15 Unentschieden und 41 Niederlagen eine klar negative Bilanz. L.A. holte 48 Punkte weniger als Edmonton in der regulären Saison. Das ist die größte Differenz zum Gegner, die jemals von einem niedriger gesetzten Team überwunden werden konnte.

 

Nach der Auftaktniederlage in einem wilden Spiel 1[4] siegten die Oilers in Spiel zwei nach Verlängerung. Im dritten Spiel schien der Favorit endgültig die Oberhand zu bekommen. Zu Beginn des Schlussdrittels führten die Oilers bereits mit 5:0. Was folgte ging als „Miracle of Manchester“ in die NHL-Geschichte ein. Zwei schnelle Tore brachten die Kings wieder zurück in die Partie. Tor um Tor holte das Team aus Kalifornien auf, und 5 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit erzielte Steve Bosek den Ausgleich zum 5:5. Nach 2 Minuten und 35 Sekunden der Verlängerung war dann die Sensation perfekt. Daryl Evans traf zum 6:5 für L.A.!

 

Für die Oilers reichte es nur noch zu einem 3:2 in Spiel 4. Im fünften und entscheidenden Spiel kassierte Edmonton zum dritten Mal in der Serie sechs oder mehr Tore und unterlag mit 4:7. Es sollte bis 1984 dauern, ehe das vielleicht beste Team der NHL-Geschichte endlich den ersten Stanley Cup gewinnen konnte[5].

 

Den Kings bleibt von dieser Saison auch nur die Erinnerung an das legendäre Comeback in Spiel drei und den Sieg in der ersten Runde. Los Angeles verlor in der zweiten Runde der Playoffs 1982 klar mit 1:4 gegen die Vancouver Canucks, und musste bis 2012 auf den ersten Gewinn des Stanley Cups warten – Siehe Platz 5 unserer Liste.

 

 



[1] Richards kam im Sommer aus Philadelphia. Carter kam während der Saison über die Zwischenstation Columbus, nachdem er im Vorjahr noch mit Richards für die Flyers im Stanley Cup Finale stand.

[2] 1997 4:2 gegen die Phoenix Coyotes

[3] Niederlage in einer Playoffserie ohne eigenen Sieg z.B. mit 0:4.

[4] LA gewann mit 10:8 – Das Playoff-Spiel mit den meisten Toren in der NHL Geschichte!

[5] Edmonton gewann 5 Cups in 7 Jahren – 84,85,87,88,90.

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