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KoÅ¡ice / Bratislava. (MR) Das war sie also, die diesjährige Eishockey-Weltmeisterschaft. Deutschland schließt als hervorragender Sechster ab, und Finnland wird mit dem „schlechtesten Kader... IIHF Eishockey-Weltmeisterschaft 2019 – eine Zusammenfassung
Deutschland belegt Platz 6 bei der WM in der Slowakei - © by EH-Mag. (DR)

Deutschland belegt Platz 6 bei der WM in der Slowakei – © by EH-Mag. (DR)

KoÅ¡ice / Bratislava. (MR) Das war sie also, die diesjährige Eishockey-Weltmeisterschaft. Deutschland schließt als hervorragender Sechster ab, und Finnland wird mit dem „schlechtesten Kader aller Zeiten“ Weltmeister.

Deutschland spielte zusammen mit dem Gastgeber in Košice in der Ost-Slowakei. Der Spielplan lief eigentlich für das Deutsche Team – mit jedem Gegner musste man sich steigern, was auch durchaus gelungen ist. Kapitän Mo Müller allerdings meinte, die Nordamerikaner (USA und Kanada) hätte man lieber am Anfang des Turniers und könnte diese dann vielleicht eher überraschen. So aber gelangen dem Team unter dem neuen Bundestrainer Toni Söderholm die Siege gegen die vermeintlich schwächeren Teams Großbritannien, Frankreich und Dänemark. Gegen Gastgeber Slowakei, die die ausverkaufte Halle mit 7000 Fans im Rücken hatten, wurde der Sieg erst in der Schlussminute klargemacht. Dann folgten mit Kanada (1:8) und USA (1:3) zwei Niederlagen, die vor allem im Fall Kanada zu deftig ausfielen und das Torverhältnis kaputt machten. Hier hatte eine Tiefschlafphase zu Beginn des Schlussabschnittes diese Deutlichkeit eingeleitet. Zum Abschluss der Vorrunde traf man auf die Finnen und konnte diese 4:2 schlagen. Damit sprang am Ende der Vorrunde ein dritter Tabellenplatz heraus – ganz nebenbei hatte man auch bereits mit dem vierten Sieg das Viertelfinale erreicht sowie die direkte Qualifikation für die nächsten olympischen Winterspiele. Im Viertelfinale traf man dann auf Tschechien, die mit 12 NHL- und 4 KHL-Spielern bestückt antraten und Deutschland am Ende zu hoch mit 5:1 aus dem Turnier beförderten.

Die Spieler

Im Tor teilten sich Mathias Niederberger (Düsseldorfer EG), Philipp Grubauer (Colorado Avalaches) und Niklas Treutle (Ice Tigers Nürnberg) die Arbeit. Während Niederberger mit den „leichten“ Gegnern siegreich startete und gegen die USA die knappe Niederlage einstecken musste, kam Grubauer erst später zum Team und musste gleich bei seinem ersten Start nach 30 Minuten mit muskulären Problemen ausgewechselt werden. Zum letzten Vorrundenspiel war er wieder fit und konnte einen Sieg einfahren; die Niederlage im Viertelfinale fiel auch durch zwei unglückliche Treffer dann zu hoch aus. Unglücklich sah Treutle im Spiel gegen Kanada aus, während er als Back Up und Ersatz bei Grubauers erstem Einsatz fehlerfrei blieb. Niederberger wurde als Top-Goalie des Teams ausgezeichnet.

Bei den Verteidigern wechselten Licht und Schatten, sehr konstant spielte der junge Moritz Seider, 18 (Adler Mannheim), der allerdings zwei Spiele verletzt zuschauen musste. Weitgehend solide spielten Korbinian Holzer (Annaheim Ducks), Marco Nowak (DEG) und Jonas Müller (Eisbären Berlin), während Benedikt Schopper (Straubing Tigers) fehlerbehaftet, aber meist unauffällig blieb. Denis Reul (Mannheim) und Mo Müller (Kölner Haie) haben schon bessere Turniere gespielt, sie wirkten, wie auch Yannic Seidenberg (Red Bull München) deutlich langsamer als die meisten ihrer Gegner. Als bester Verteidiger wurde Holzer benannt.

Im Sturm hatte sich alles auf Leon Draisaitl (Edmonton Oilers) als Leader eingeschossen. Nun, der Junge (24) mag für das Team wichtig sein; auf dem Eis aber hat er in seinen durchschnittlich 21 Min. Eiszeit zu oft den Gogulla („ich hab keine Lust, mich viel zu bewegen“) heraushängen lassen. Zwei oder drei dicke Böcke, die zu Gegentoren führten aber auch zwei Spiele am Ende selbst entschieden. Der eigentliche Spielmacher auf dem Eis war Matthias Plachta (Mannheim), der Antreiber und Ideengeber. Ebenfalls gefielen die jungen Wilden (alle Jahrgang 95) Markus Eisenschmid (Mannheim), Marc Michaelis (Minnesota State University), Dominik Kahun (Chicago Blackhhawks) und Frederik Tiffels (Köln). Yasin Ehilz und Frank Mauer (beide München) bestachen als nimmermüde Arbeiter. Patrick Hager (München) hat auch schon bessere Turniere gespielt. Marcel Noebels (Berlin) und Leo Pföderl (Nürnberg) als vierte Reihe eingesetzt mit den wechselnden Nebenleuten Stefan Loibl (Straubing), Gerrit Fauser (Grizzlys Wolfsburg), Lean Bergmann (Iserlohn Roosters) konnten wenig Akzente setzen. Hier gefiel noch am besten das Zusammenspiel mit Loibl. Diese letztgenannten drei fanden sich teilweise auf der Tribüne wieder als überzählige Spieler. Eisenschmid, der im letzten Spiel verletzt vom Eis musste, bekam die Auszeichnung zum besten Stürmer.

Die Gegner

Mutig spielte der Ãœberraschungsaufsteiger Großbritannien auf, hatte vor allem in Ben Bowns (Cardiff Devils) einen starten Keeper hinten. Deutschland hatte hier etwas Mühe mit der Spielweise, doch Großbritannien konnte zunächst nur einzelne, wenige Tore feiern. Den einzigen Sieg beim Turnier hoben sie sich für das „Abstiegsduell“ mit den bis dahin ebenfalls sieglosen Franzosen auf. Es wurde ein Krimi bis zum Schluss, in dem Frankreich mit 3:0 wie der sichere Sieger aussah. Ein vielleicht Glückstreffer und dann harte Arbeit brachte den Herausforderer zum Ausgleich nach 60 Minuten, und in der Overtime retteten die Briten den Verbleib in der Top-Division, während Frankreich absteigen muss. Ähnlich erging es auch in der anderen Gruppe Österreich, die im Abstiegsduell auf die ebenfalls sieglosen Italiener trafen. Auch hier war es ein enges Spiel, das Aufsteiger Italien erst im Penaltyschiessen für sich entscheiden konnte. Gastgeber Slowakei musste gegen Kanada und Deutschland feststellen, dass ein Spiel über volle 60 Minuten geht, in beiden Spielen hatte sie den Sieg fast sicher und bekamen in den Schlussminuten diesen noch aus der Hand genommen.

Die Viertelfinale

Finnisches Team vor einem Spiel - © by EH-Mag. (DR)

Finnisches Team vor einem Spiel – © by EH-Mag. (DR)

Dieses Phänomen traf aber noch bitterer die Schweiz im Viertelfinale gegen Kanada. Die Schweiz führte nach 40 Minuten mit 2:1 – um doch noch den Ausgleich zu kassieren: 0,3 Sekunden vor der Sirene (Damon Severson, 24, New Jersey Devils)! In der Verlängerung hatten die Kanadier dann die besseren Argumente. Die USA, die schon in der Vorrunde zu viele Punkte hatten liegen lassen, mussten sich Russland geschlagen geben. Russland marschierte bisher ohne Punktverlust durch das Turnier. Auch Weltmeister Schweden unterlag in der Verlängerung Finnland, das erst 90 Sekunden und ohne Goalie den Ausgleich geschossen hatte (Antilla). Damit stehen die Platzierungen 5-16 bereits fest: Schweden vor Deutschland, den USA und der Schweiz auf den Plätzen fünf bis acht. Die Slowakei, Lettland, Dänemark, Norwegen, Großbritannien und Italien belegen die Plätze neun bis 14, Frankreich (15.) und Österreich (16.) steigen ab. Damit bleibt auch festzuhalten, dass Toni Söderholm als neuer Trainer des DEB-Teams mitsamt seinem Assistenten so gut wie alles richtig gemacht hat und sein erstes Turnier ein mit Platz 6 und einem Aufstieg in der Weltrangliste ein großer Erfolg gewesen ist.

The Big Four

Russland und Finnland boten sich einen umkämpften Schlagabtausch, bei dem sich vor allem die Goalies auszeichneten. Es wurden aber auch viele Schüsse geblockt, und Finnland ließ sich von der roten Maschine nicht einschüchtern. In der 51. Spielminute schoss Suomie endlich das erste Tor (Antilla) und verteidigte fortan mit Mann und Maus. Auch in diesem Spiel blieben die Superstars Alexander Ovechkin (Washington Capitals) und Yevgeni Malkin (Pittsbourgh Penguins) glücklos. Und damit musste Russland in einem entscheidenden Spiel die erste Niederlage einstecken – ausgerechnet! Kanada hingegen ließ gegen Tschechien nichts anbrennen. Nach torlosem Startabschnitt staubte das jüngste Team dieser WM das Ergebnis auf 5:0 hoch, ehe die Tschechen, die sich an Goalie Matt Murray (Pittsburgh Penguins) die Zähne ausbissen, zu ihrem Ehrentreffer kamen (Tomas Zohorna, Amur Khabarovsk).

Im kleinen Finale konnten die Tschechen zwar mehr Energie freisetzen als noch gegen Kanada, allein es reichte nicht gegen Russland, das sich am Ende erst nach Penaltyschießen mit 3:2 durchsetzen konnte (Ilya Kovalchuk, LA Kings) und Bronze holte.

Wie bereits vor 8 Jahren an gleicher Stelle stand Finnland im Finale, diesmal gegen Kanada. Und Mann des Abends wurde wieder einmal der 34-jährige Finnische Kapitän Marko Antilla (Jokerit Helsinki), der hier gleich zwei Treffer beisteuerte und die Führung Kanadas drehte. Hinten war der junge Kevin Lankinen (Rockford IceHogs, 24) der Fels in der Brandung und ließ nur einen einzigen Treffer zu. Damit konnte Finnland nach 2011 zum dritten Male den Weltmeistertitel erringen. Ganz witzig: die Finnische Presse hielt diesen Kader für den schlechtesten aller Zeiten….

Über „Die Drittelpause“: In der sogenannten „Drittelpause“ greifen verschiedene Autoren aktuelle Themen auf und beziehen hier klar persönlich Stellung. Hierbei wird Nebensächliches zur Hauptsache gemacht und umgekehrt. Es wird gerne überspitzt, frech und vielleicht auch manchmal einfach nur „anders“ argumentiert und kommentiert. Mal laut, mal leise, mal mit einem Augenzwinkern und mal mit dem Dampfhammer oder in Satireform. „Die Drittelpause“ ist nicht neutral und ausgeglichen, sie ist die oft persönliche Meinung des Autors / der Autorin und soll Anlass zur Diskussion bieten.

Michaela-Ross

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