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Schwenningen. (kb) Sportlich wurde dank der Unterstützung durch eine Förderinitiative ein erster Schritt gemacht. Doch im Hinblick auf die Zukunft des Eishockey-Standorts Schwenningen gibt... „Ãœber allem steht der Eishockeystandort Schwenningen“

Dustin Strahlmeier – © by Eh.-Mag. (JB)

Schwenningen. (kb) Sportlich wurde dank der Unterstützung durch eine Förderinitiative ein erster Schritt gemacht. Doch im Hinblick auf die Zukunft des Eishockey-Standorts Schwenningen gibt es weitere Ideen und Pläne. Ein Interview mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Michael Werner.

 

Herr Werner, ein möglicher Ausbau des VIP-Bereichs in der Helios-Arena taucht seit Jahren immer mal wieder als Thema im Umfeld der Wild Wings auf. Offensichtlich konkretisieren sich derzeit die Gerüchte. Können Sie dies bestätigen?

Michael Werner: Mindestens genauso lange frage ich mich, wie diese Gerüchte immer wieder an die Öffentlichkeit gelangen (lacht). Aber im Ernst, es gibt tatsächlich Überlegungen in diese Richtung. Wir befinden uns derzeit in Gesprächen mit der Stadt Villingen-Schwenningen sowie dem Aufsichtsrat der Kunsteisbahn GmbH. Mit ihm gab es gerade erst wieder ein Treffen, bei dem wir unsere Ideen präsentiert haben.

Können Sie diese bitte etwas konkreter erläutern?

Michael Werner: Dazu muss ich etwas weiter ausholen. Wir haben die Entwicklungen im Zuschauerbereich der vergangenen Jahre extrem umfangreich unter die Lupe genommen und genau analysiert – sowohl was die Sitz- als auch die Stehplätze betrifft. Dazu einen Vergleich mit anderen Stadien. Dabei kamen selbst für mich einige überraschende Zahlen heraus. Wir haben eine Gesamtkapazität an Sitzplätzen von derzeit 1800 mit einer insgesamt guten bis sehr guten Auslastung. Unabhängig von der sportlichen Situation und vom Namen des jeweiligen Gegners geht der Trend offensichtlich ganz klar hin zum Sitzplatz. Allein durch den Verkauf von Dauerkarten ist aktuell schon mal etwa die Hälfte aller zur Verfügung stehenden Tickets weg. In zahlreichen Spielen mussten wir sogar frühzeitig „Sitzplätze ausverkauft“ vermelden. Was auf der einen Seite durchaus positiv ist. Auf der anderen Seite musste weiteren Interessenten eine Absage erteilt werden. Dem gilt es Rechnung zu tragen.

Heißt im Klartext?

Michael Werner: Über allem steht Schwenningen als Eishockey-Standort. Nicht nur heute, sondern auch in Zukunft. Wir wollen diesen langfristig in der DEL sichern. Gerade vor dem Hintergrund des geplanten Auf- und Abstiegs in der Saison 2020/2021. In diesem Zusammenhang konnten wir dank der Unterstützung durch die Förderinitiative bereits im sportlichen Bereich Weichen stellen. Was allein durch mehrere Zweijahres-Verträge deutlich wird. Jedoch spielt insgesamt der finanzielle Aspekt eine weitaus umfassendere Rolle. Deshalb gibt es konkrete Pläne für den Umbau der Helios-Arena. Die zum einen eine Erhöhung der Sitzplatz-Kapazität, zum anderen aber auch eine Erweiterung des VIP-Bereichs beinhalten. Wobei diese beiden Dinge unweigerlich zusammengehören.

Reichen die beiden bislang vorhandenen Bereiche nicht aus?

Michael Werner: Wir haben allein in der Fürstenberg Lounge eine Auslastung, die im Schnitt jenseits der 95 Prozent liegt. Tendenz steigend. Für das Schwarzwald Stüble wurde die Nachfrage zwar ebenfalls größer, es gab aber ein entscheidendes Problem: Von dort gibt es keinen direkten Blick aufs Eis. In beiden Bereichen zusammen verfügen wir derzeit über etwa 340 Plätze, hier sehen wir aufgrund des Interesses ein großes Entwicklungspotential. Aus diesem Grund gibt es die Überlegung eines VIP-Bereichs an der Nord-Ost-Ecke der Helios-Arena. Der hätte eine Kapazität von 230 Plätzen auf verschiedenen Ebenen. Der Clou wäre darüber hinaus ein Balkon mit Sitzgelegenheiten, auf dem die besondere Atmosphäre, die in einem Eisstadion herrscht, so richtig erlebt werden kann.

Zurück zu den Veränderungen auf den Rängen. Von welchen Zahlen sprechen wir hier und welcher Bereich ist angedacht?

Michael Werner: Angedacht ist der Stehplatzbereich unterhalb der Blöcke K, L und M auf dem Oberrang. Nicht betroffen wird natürlich unsere Kurve sein. Dadurch könnten wir zirka 800 neue Sitzplätze schaffen, dem gegenüber würde ein Verlust von etwa 1800 Stehplätzen stehen.

Befürchten Sie aber nicht, dass Ihnen gerade von den Stehplatz-Zuschauern mächtig Gegenwind entgegengebracht wird?

Michael Werner: Ich baue darauf, dass unsere Fans die Notwendigkeit einer solchen Maßnahme erkennen. Schließlich wollen auch sie in Zukunft noch DEL-Eishockey sehen. Und ich will sicherlich kein zu düsteres Bild malen oder gar Panik verbreiten: Über kurz oder lang brauchen wir diese Einnahmequellen, um wettbewerbsfähig zu sein. Wir schätzen jeden einzelnen Zuschauer, sind dankbar für die Unterstützung und werden, wenn das Projekt konkret wird, auf jeden Fall auch noch den engen Dialog mit den Fans suchen. Fakten sind aber, dass wir zum einen im Stehplatzbereich eine Auslastung von gerade einmal etwas mehr als 40 Prozent im Schnitt haben. Und zum anderen, dass die Sponsoren einen Großteil unseres Etats aufbringen. Um ihren Wünschen und Ideen gerecht zu werden – zum Beispiel in Sachen Networking – oder aber um neue Partner gewinnen zu können, brauchen wir die Gegebenheiten, sprich den VIP-Bereich und die dafür notwendigen Sitzplätze. Deshalb kann ich nur an alle appellieren, die wirtschaftliche Situation, in der wir uns befinden, zu berücksichtigen.

Sie haben vorhin den Vergleich mit anderen Stadien angesprochen. . .

Michael Werner: . . . grundsätzlich scheue ich mich davor, uns mit Mannheim zu vergleichen. Aber in der SAP-Arena hat zirka 73 Prozent Sitz- und 27 Prozent Stehplätze. Bei uns ist das Verhältnis derzeit in etwa umgekehrt. Aber auch an einem Standort wie beispielsweise Krefeld bestehen 65 Prozent der Plätze im Stadion aus Sitzplätzen.

Wie aber würde sich insgesamt die Helios-Arena verändern?

Michael Werner: Dass sich unser Stadion etwas verändern würde, versteht sich von selbst. Ein Sitzplatz benötigt immer mehr Raum als ein Stehplatz. Laut Planung hätten wir dann insgesamt 2600 Sitzplätze und 2600 Stehplätze. Um die vorangegangenen Vergleiche mit anderen Standorten nochmals aufzugreifen, hätten wir immer noch ein überproportional hohes Angebot an Stehplätzen. Hochrechnungen haben ergeben, dass die Veränderungen trotz einer damit einhergehenden Reduzierung zu erheblichen Mehreinnahmen führen werden. Darauf sind wir schlichtweg angewiesen. Denn ich kann es nur immer wieder betonen: Es geht um die Zukunftssicherung des Eishockeys in Schwenningen.

Ein ganz anderer, wesentlicher Punkt: Wer soll das bezahlen?

Michael Werner: Wir stehen in Verhandlungen mit einem Sponsor. Er könnte sich vorstellen, die Kosten für den Bau des neuen VIP-Bereichs zu tragen. Verbunden mit einer entsprechenden Vergabe des Namensrecht. Allerdings ist diese Bereitschaft an ein paar Bedingungen geknüpft. Hier geht es beispielsweise um die aktuelle Parksituation. Dass wir über zu wenige Möglichkeiten verfügen und das Areal am Gustav-Strohm-Stadion mit seinen Schlamm-Massen bei schlechtem Wetter untragbar ist, steht außer Zweifel.

Gibt es weitere Bedingungen?

Michael Werner: Wir werden uns über kurz oder lang sowohl über die Beleuchtung als über die Beschallung unterhalten müssen. Gerade beim Licht macht die DEL mit ihrem Medienpartner klare Vorgaben was Gleichmäßigkeit und die bei uns auftretenden Spiegelungen betrifft. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir noch alte Lampen benutzen und sich durch neue LED-Lampen sogar Energie und damit Geld sparen ließen. Zudem sehe ich in diesen beiden Punkten einen deutlichen Mehrwert für die Helios-Arena auch außerhalb vom Eishockey, sprich bei anderen Veranstaltungen.

 

 

Statements

Jürgen Roth (Oberbürgermeister der Stadt Villingen-Schwenningen): Die Schwenninger Wild Wings sind das sportliche Aushängeschild schlechthin. Nicht nur in unserer Doppelstadt, sondern in der gesamten Republik. Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass auch weiterhin Eishockey auf höchstem Niveau in der Helios-Arena gespielt werden kann und stehen deshalb den Plänen positiv gegenüber.

Matthias Hoppe (Torwart-Legende, Gemeinderat und Mitglied im Aufsichtsrat der Kunsteisbahn GmbH): Dass sich die Zeiten extrem gewandelt haben, sollte jedem bewusst sein. Nostalgie ist eine tolle Sache, auch ich denke noch gerne an meine eigene Karriere zurück. Doch inzwischen hat sich die Lage verändert, speziell durch die großen Multifunktions-Arenen. Gerade ein kleinerer Club muss offen für Veränderungen sein, sonst wird er wirtschaftlich nicht überleben.

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